Die Deutsche Radiophilharmonie holt Haydn aus dem Museum

Saarbrücken. Dirigent Hansjörg Schellenberger muss richtig an Orchesterklang und Partitur gearbeitet haben, um die "Hommage an Haydn" (200. Todestag) mit der Deutschen Radio Philharmonie im 6. SR-Studiokonzert so klangschön zu gestalten. Qualitäten wurden hörbar, die nicht selbstverständlich sind für ein Orchester, das nicht ständig mit dieser Literatur beschäftigt wird

Saarbrücken. Dirigent Hansjörg Schellenberger muss richtig an Orchesterklang und Partitur gearbeitet haben, um die "Hommage an Haydn" (200. Todestag) mit der Deutschen Radio Philharmonie im 6. SR-Studiokonzert so klangschön zu gestalten. Qualitäten wurden hörbar, die nicht selbstverständlich sind für ein Orchester, das nicht ständig mit dieser Literatur beschäftigt wird. Mild getönte Streicher und schlanke Holzbläser machten die Ouvertüre zur Oper "L'infedeltá delusa" (Die vereitelte Untreue) zu einem anmutig-heiteren Kabinettstückchen. Für die technisch anspruchsvolle "Sinfonia concertante B-Dur" standen vorzügliche Solisten von den Spitzenpositionen des Orchesters zur Verfügung: Margarete Adorf (Violine), Mario Blaumer (Violoncello), Veit Stolzenberger (Oboe) und Guilhaume Santana (Fagott). Musikantisch spielten sie sich die Bälle zu, lebendiger Ensemblegeist vereinte die Soli mit dem sorgfältig differenzierten Tutti. Eine fein klingende Aufführung mit brillanten Höhepunkten dieses selten zu hörenden Werkes. Harsche Unterbrechung der Haydn-Stimmung nach der Pause: Der störende Einschub eines "Cantus" für Klarinette (Jörg Widmann) und Orchester von Aribert Reimann. In anderem Kontext hätte das Stück sicher besser figuriert, zudem es mit Haydn nichts im Sinn hat. Festliches C-Dur dann wieder in der 90. Sinfonie Haydns, mit virtuosen Bläser- und Streichersoli aus dem Orchester. Auch wenn die Violinen im heiklen Variationen-Andante etwas schwächelten, gelang eine frische und mit reichen Details liebevoll ausgearbeitete Interpretation. Mit Überraschungseffekt: Die Pause vor der Coda ermunterte bereits zu stürmischem Beifall. Dirigent und Publikum waren verblüfft, die Coda wurde nachgeliefert, der Beifall noch stürmischer. Ein unmusealer Haydn-Abend. fa

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