Die billigste Tankstelle schneller im Blick

Sie soll einen schnellen Vergleich der Benzinpreise ermöglichen und den Wettbewerb ankurbeln. Aber kann die neue Transparenzstelle die Erwartungen wirklich erfüllen? Dpa-Mitarbeiter Eckart Gienke beantwortet wichtige Fragen.

Warum hat sich der Gesetzgeber entschieden, gerade für Benzin und Diesel eine Transparenzstelle einzurichten?

In Zeiten stark steigender Benzinpreise entflammt regelmäßig eine öffentliche Diskussion um die Marktmacht der Mineralölkonzerne. Medien und Politiker fordern dann oft schärfere kartellrechtliche oder politische Maßnahmen, die steuernd oder regulierend in den Markt eingreifen. Umgesetzt werden konnte nichts, weil die Konzerne nicht gegen Kartellrecht verstoßen und diskutierte Markteingriffe sich als nicht praktikabel oder rechtlich unzulässig erwiesen. Mit der Transparenzstelle für Kraftstoffe soll die Position des Verbrauchers gestärkt werde n.

Wie funktioniert das?

Die mehr als 14 000 Tankstellen in Deutschland sollen ihre aktuellen Preise unverzüglich an die Markttransparenzstelle übermitteln. Von dort gehen sie an Verbraucher-Informationsdienste wie zum Beispiel spezialisierte Internet-Portale oder Verbraucherorganisationen. Und der Autofahrer kann die Preise über Internet-Seiten, Smartphone-Apps oder sein Navigationsgerät abrufen.

Aber es gibt doch schon seit langem Benzinpreis-Apps?

Die Anbieter der Apps, die bislang auf dem Markt sind, mussten sich die Daten mühsam von den Seiten der Tankstellenkonzerne zusammensuchen oder sich von Autofahrern melden lassen. Bei mehreren Preisänderungen pro Tag und Tankstelle konnten die Daten nicht immer aktuell und zuverlässig gehalten werden. Mit der Preismeldestelle wird sich die Datenqualität dramatisch verbessern.

Dann können die Tankstellen die Preise künftig nicht mehr so leicht heraufsetzen?

Zunächst ist abzuwarten, wie viele Autofahrer überhaupt eine Benzinpreis-App nutzen und die Preise vergleichen werden. Bislang haben derartige Portale täglich einige 100 000 Besucher, bei mehr als 43 Millionen Autos in Deutschland. Nur für eine Minderheit der Autofahrer spielt der Preis bei der Tankstellenwahl die wichtigste Rolle, ergaben verschiedene Untersuchungen.

Aber wenn nun alle mitmachen, wird das Benzin dann billiger?

Da streiten die Gelehrten. Es gibt keine Erfahrungen aus ähnlichen Fällen. Kritiker glauben, dass die Spritpreise nun sogar steigen könnten, weil auch die Mineralölkonzerne und Tankstellen über volle Transparenz verfügen und die Preise ihrer Konkurrenz ohne Zeitverzug kennen. Dadurch könnten sie ihre Preise lokal optimieren und die maximalen Margen erlösen.

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