Die Bettler-Oper als popfreches Spektakel

Hannover. Die neu etablierte "junge oper" der Staatsoper Hannover lässt sich ihre erste Premiere einiges kosten: Jede Menge Ehrgeiz, Energie und Elan. Und das zahlt sich aus. Die Premiere der "Beggar's Opera" am Sonntag im Ballhof, inszeniert von der Saarbrücker Intendantin Dagmar Schlingmann als Gastregisseurin, wurde nicht nur vom jungen Anteil des Publikums bejubelt

Hannover. Die neu etablierte "junge oper" der Staatsoper Hannover lässt sich ihre erste Premiere einiges kosten: Jede Menge Ehrgeiz, Energie und Elan. Und das zahlt sich aus. Die Premiere der "Beggar's Opera" am Sonntag im Ballhof, inszeniert von der Saarbrücker Intendantin Dagmar Schlingmann als Gastregisseurin, wurde nicht nur vom jungen Anteil des Publikums bejubelt.Die "Beggar's Opera" wird zügig erzählt, was der Sache gut tut. Die deutsche Textfassung von "junge oper"-Leiterin Dorothea Hartmann und Schlingmann muss schließlich noch Raum lassen für die Rapper Ron Iyamu (der das Spiel auch eröffnet), Steffan Orth und Ewgeniy Ussach. Die Drei besingen zu bisweilen schwebenden Rhythmen "Kohle, Padda, Knete, Zaster" - und die Liebe. Denn hier geht es nicht nur ums Hehlen und Stehlen, sondern auch um die Falschmünzerei der Herzen. Macheath kann einfach nicht treu sein: Michael Chacewicz führt das unwiderstehlich vor. Die Damen seines Herzens denken ebenso an ihre Herzkammern wie an ihre Geldbeutel.

Es macht den Charme dieses kurzweiligen Musiktheaterabends aus, dass man eigentlich nicht merkt, wer routinierter Profi ist, wer gerade ausgelernt hat oder wer als Student und Stipendiat auftritt. Der Projekt-Jugendchor der Staatsoper mischt sich engagiert ein und die Sache auf. Das ist nie peinlich, was entschieden für die Inszenierung von Dagmar Schlingmann und die Choreographie von Kathrin Helmerich-Naujok spricht.

Bei so viel Spielfreude braucht es wenig: einen beweglichen Glittervorhang, eine breite Couch, einen Gitterkäfig und ein paar Stühle; das ist fast schon alles, was Sabine Mader auf die Bühne stellt. Dafür darf Inge Medert als Kostümbildnerin so manchen Schlitz ins Kleid machen.

Links von der Bühne sitzt die Band der Jugendlichen vom MusikZentrum Hannover, rechts kümmert sich ein fleißiges Dutzend aus dem Staatsorchester um das, was Benjamin Britten aus Johann Christoph Pepuschs Musikansammlung gemacht hat. Soweit das nicht von der Komponistin Alexandra Holtsch im DJ-Jargon durchdekliniert wurde. Dirigent Andrea Sanguineti zeigt sich dabei mit allen Wassern gewaschen. Er führt Profis und Amateure gleichermaßen sicher durch dieses bunte, popfreche Opernspektakel. Die "junge oper" trägt der angeblich begrenzten Aufmerksamkeitsverweildauer des jungen Publikums Rechnung: Nach reichlich anderthalb Stunden (Pause inbegriffen) gibt es ordentlich Zinsen auf das eingesetzte Kapital: hochprozentigen Beifall.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort