Die Bahn bestellt in vollen Zügen

Berlin · Die Deutsche Bahn setzt große Hoffnungen in den neuen Hochgeschwindigkeitszug ICx. Im Gegensatz zu dem Vorgängermodell ICE 3 liegen Entwicklung und Bau bislang im Plan. Testkunden waren beeindruckt von dem neuen Zug.

Wenn alles gut läuft, und danach sieht es derzeit aus, beginnt am 10. Dezember 2017 für die Bahn mit dem Start des Winterfahrplans ein neues Zeitalter. Dann gehen die ersten "ICx" in Dienst. 130 der supermodernen Züge hat das Unternehmen bei Siemens bestellt, eine Option auf insgesamt 300 unterzeichnet. Ein neues Antriebskonzept, Höchstgeschwindigkeit 250 Stundenkilometer, 20 Prozent weniger Energieverbrauch und viele schicke Detaillösungen im Innern kennzeichnen den Zug. Die Bestellung ist mit rund 5,3 Milliarden Euro der größte Einzelauftrag, den der Verkehrskonzern je vergeben hat.

Der "ICx" soll die Flotte der alten ICE 1, 2 und 3 ersetzen und dann auch "ICE" heißen. Er lässt sich aber auch als Intercity nutzen. Gestern wurden in Berlin Details präsentiert. Dazu gehören geräumige und intelligent aufgeteilte Gepäck-Regale in den Abteilen. Denn seit die Menschheit Koffer nicht mehr trägt, sondern rollt, sind die immer größer geworden. Das Licht im Abteil kann dank LED-Technik mit der Tageszeit Intensität und Lichtfarbe ändern, viel Edelstahl und ein ausgefeiltes Farbkonzept unterstreichen den modernen, aber soliden Eindruck. Testkunden waren beeindruckt. Den Dauerärger mit nicht funktionierenden Toiletten hofft man durch ein komplett neues Bausystem beseitigt zu haben. Wichtig für Fahrradfahrer: In allen "ICx" gibt es mindestens ein Fahrradabteil, so dass die bisher nicht gestattete Mitnahme auf ICE-Strecken künftig möglich wird.

Die Antriebe liegen unter dem Boden etwa jedes zweiten Waggons, den sogenannten "Powercars". Durch dieses Konzept können die Züge schnell und nahezu beliebig kombiniert werden. Zunächst wurden 85 Züge mit zwölf Waggons (bis zu 800 Sitzplätze) und 45 mit sieben Waggons bestellt. Letztere lassen sich zu Doppelzügen mit dann 14 Waggons und fast 1000 Plätzen koppeln.

Nach den vielen technischen Problemen mit Bremssystemen, Türen oder Klimaanlagen hat die Bahn jetzt ein Konzept für eine "Qualitätspartnerschaft" mit den Herstellern entwickelt. Gegenseitige Schuldzuweisungen, wer welchem Mangel zu verantworten hat, sollen der Vergangenheit angehören. Die Zulassungsverfahren sollen beschleunigt werden. Außerdem versucht man den Kreis der Anbieter zu erweitern und vergibt Aufträge auch nach Polen oder Tschechien. Die Neuerungen sind wichtig, denn bis 2023 will die Bahn insgesamt allein im Personenverkehr fast zwölf Milliarden Euro für neue Fahrzeuge ausgeben. So kosten die letzten 17 neuen ICE-3-Züge, die jetzt in der Auslieferung sind, 500 Millionen Euro und die 44 bestellten Doppelstockzüge für IC-Strecken von Bombardier 660 Millionen Euro. Hier gibt es derzeit allerdings eine Auslieferungsverzögerung von zwei Jahren. Weitere 5,2 Milliarden Euro sollen im Regionalverkehr investiert werden. Teilweise durch Generalüberholung des Geräts, doch es soll auch insgesamt rund 1200 neue Züge geben.

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