"Die Autohersteller werden gestärkt aus der Krise hervorgehen"

Saarbrücken. Der massentaugliche und bezahlbare Pkw mit Elektroantrieb ist für die nächsten Jahre nicht in Sicht. "Wir brauchen dafür noch etwa vier Fahrzeug-Generationen", sagte gestern Bernd Bohr, Chef der Automobilsparte von Bosch, beim Jahreskongress des Logistik-Arbeitskreises AKJ Automotive in Saarbrücken

Saarbrücken. Der massentaugliche und bezahlbare Pkw mit Elektroantrieb ist für die nächsten Jahre nicht in Sicht. "Wir brauchen dafür noch etwa vier Fahrzeug-Generationen", sagte gestern Bernd Bohr, Chef der Automobilsparte von Bosch, beim Jahreskongress des Logistik-Arbeitskreises AKJ Automotive in Saarbrücken. Das bedeutet, dass bezahlbare Elektroautos etwa in zwölf bis fünfzehn Jahren den Weg in den Massenmarkt finden. Grund: Noch ist die Batterie zu groß und zu teuer. Die heute noch kofferraumgroße Batterie koste etwa rund 10 000 Euro. "Wir brauchen den Faktor drei bei diesem Projekt" sagte Bohr. Das heißt: Die Batterie darf nur etwa 3000 Euro kosten, Lebensdauer und Reichweite müssen gegenüber heute drei Mal länger und größer werden.Nach wie vor zurückhaltend beurteilt Bohr die Zukunft der Brennstoffzelle als Automobilantrieb. "Wenn ich mein Geld anlegen müsste, würde ich es in das Elektroauto stecken." Die deutschen Standorte der Autohersteller und ihrer Zulieferer sieht Saar-Auto-Experte Professor Klaus-J. Schmidt für die Zukunft gerüstet: "Sie werden gestärkt aus der Krise hervorgehen und ihr Wettbewerbs- und Marktniveau von Mitte 2008 im Jahre 2012 wieder erreicht haben." Schmidt hat den AKJ-Arbeitskreis (AKJ steht für Just-in-time) 1985 gegründet. Dort arbeiten Führungskräfte von Autoherstellern, deren Zulieferern und Dienstleister an Konzepten und Lösungen für Logistik-Prozesse. Höhepunkt des AKJ-Arbeitsjahres ist der traditionelle Frühjahrs-Kongress in Saarbrücken, der sich zum "Mekka er Automobil-Logistik" in Deutschland entwickelt hat - mit 200 Teilnehmern waren es in diesem Jahr aber deutlich weniger als 2008. Das liegt wohl an der Sparwelle in den Firmen. Für 2009 hat Schmidt einen Rückgang von mehr als 25 Prozent der Leistung der deutschen Automobil-Branche hochgerechnet, wenn sich keine gravierende Änderung der Absatzlage einstellt und keine Instrumente zur Nachfragesteigerung gefunden oder neue Märkte entwickelt werden. Schmidt: "Die Hausaufgaben für die Autoindustrie und ihre Zulieferer erreichen jetzt eine völlig neue Dimension."Auch Bernhard Mattes, Chef von Ford-Deutschland, sieht kurzfristig keine Besserung an den Automärkten: "Die Erholung braucht Jahre." Antworten müssten die Hersteller mit neuen Strategien finden: "Der Trend zu kleineren Fahrzeugen mit hoher Qualität, Emotionalität und Sparsamkeit ist eindeutig." Immer mehr Single-Haushalte und deren individuell geprägte Nachfrage erzwängen auch immer mehr Nischenfahrzeuge: "Die Hersteller müssen noch flexibler werden", so Mattes.Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller warnte bei der Kongresseröffnung im Gefolge der globalen Krise vor einem deutlichen Rückgang der Akzeptanz der sozialen Markwirtschaft in Deutschland. Zur Diskussion um Opel sagte er: " Die Frage, ob und wie Opel geholfen werden kann, ist noch nicht zu klären. Das ist noch nicht spruchreif."

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