Die Aufmunterer: Vampire Weekend lassen nicht nach
Saarbrücken. Niemand, der über das vor zwei Jahren erschienene Debüt von Vampire Weekend schrieb, vergaß ihren Paul-Simon-Ton zu erwähnen. Jenen Altherren-Ethnosound, den er auf seinem Album "Graceland" kultiviert hatte
Saarbrücken. Niemand, der über das vor zwei Jahren erschienene Debüt von Vampire Weekend schrieb, vergaß ihren Paul-Simon-Ton zu erwähnen. Jenen Altherren-Ethnosound, den er auf seinem Album "Graceland" kultiviert hatte. Jetzt, auf "Contra", ironisieren Vampire Weekend diesen Ahnenkult gleich in zwei Stücken ("Diplomat's Son" und "White Sky"), die so übertrieben nach Paul Simon klingen, dass es schon wieder schön ist. Als die in Blogs groß gewordene New Yorker Studentenband 2007 vom Big Business entdeckt wurde, superlativierte man ihren sonnigen, poly-rhythmischen Afrobeat sofort zur kommenden Musik der Nullerjahre.
Auch "Contra", ihre heute erscheinende zweite Platte, macht sich nicht gemein mit den üblichen Indie-Pop-Konserven. Das Rühmenswerte an "Vampire Weekend" ist, dass die Band ihren eigenen Stil hat. Hier wird nicht von Ska über New Wave und Karibian-Sound alles bloß in den Nürnberger PC-Trichter geschmissen. Ihre durchdachte Musik hält Mehrfach-Hören stand. Vom Leben gezeichnete Texte und dazu ihre aufmunternde Musik: Bei Vampire Weekend fällt beides gezielt auseinander. Manchmal verwirbeln sie ihre beherzten Stilanleihen vielleicht eine Spur zu jungenhaft. Unterm Strich aber bleibt viel Pro für "Contra". Natürlich auch, weil die wie ein 2010-Verschnitt von "Psycho"-Hauptdarstellerin Lila Crane aussehende Unbekannte auf dem Cover kein Ralph-Lauren-Model ist, wie Blogger schon fachmännisch ermittelten. Umso ungestörter unterlegt ihr Gesicht die Gedankenlinien dieser luftigen Musik. cis
Vampire Weekend: Contra (XL Records/Indigo).