Deutschland soll schneller Windkraft ausbauen Windpark Freisen investiert 24 Millionen in Modernisierung

Berlin. Die deutschen Hersteller von Windanlagen blicken nach einem zurückhaltenden Jahr 2010 optimistischer in die Zukunft. Die Zahl der Anlagen nimmt zu. Voraussichtlich werde es 2011 gelingen, 16 Prozent mehr Windstromleistung in Deutschland aufzubauen

Berlin. Die deutschen Hersteller von Windanlagen blicken nach einem zurückhaltenden Jahr 2010 optimistischer in die Zukunft. Die Zahl der Anlagen nimmt zu. Voraussichtlich werde es 2011 gelingen, 16 Prozent mehr Windstromleistung in Deutschland aufzubauen. Allerdings forderte der Bundesverband Windenergie (BWE) gestern die Bundesregierung auf, den Ausbau erneuerbarer Energien schneller als bisher geplant voranzutreiben. Bis 2020 könne und wolle die Windkraft die Stromerzeugung der Kernkraftwerke, 23 Prozent des deutschen Strommarktes, komplett ersetzen. Neue Kohlekraftwerke brauche es dafür nicht.

Probleme am Weltmarkt

Allerdings hat die Branche ein Problem: offensichtlich gelingt es Deutschland nicht, seinen Weltmarktanteil zu halten. Zwar beträgt die Windenergieleistung in Deutschland 27 981 Megawatt. Mehr als ein Zehntel der Welt-Windenergieleistung, aber weniger als derzeit jährlich auf dem Globus neu entsteht (40 000 Megawatt). Fast die Hälfte davon in China. Die Volksrepublik schottet ihren Markt für Importe stark ab. Zugleich hat sich in den USA 2010 der Zubau mit 5115 Megawatt fast halbiert. Folge: Die deutschen Windanlagenhersteller mussten einen Umsatzrückgang um 250 Millionen Euro auf knapp unter fünf Milliarden Euro hinnehmen. Die Exportquote sank von 70 auf 66 Prozent. Dieser negative Trend wirkt sich auch auf die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Windenergie-Branche aus. Die Zahl der Mitarbeiter sank um 4000 auf 96 000.

Für Deutschland gilt jedoch: Windenergie ist im Kommen. Derzeit (Stichtag 30. Juni) stehen 21 917 Windräder in der Landschaft. 356 wurden im ersten Halbjahr 2011 errichtet. Der Branchenverband kalkuliert, dass 2011 rund 1800 Megawatt Leistung neu ans Netz gehen gegenüber 1500 im Jahr 2010. Das ist mehr als die Leistung eines sehr großen Atomkraftwerkes, das in der Regel allerdings dauerhafter Strom liefert. Weniger Windräder mit mehr Leistung lautet die Losung der Branche. 57,3 Prozent der neuen Anlagen hatten schon eine Nabenhöhe von über 100 Metern. 55,1 Prozent bewegten sich in der Leistungsklasse von 2,3 Megawatt pro Windrad. 2010 stellten Zwei-Megawatt-Anlagen die Mehrheit.

Repowering, der Ersatz alter durch neue Anlagen am gleichen Standort, ist ein anderes Rezept. 2011 wurden 25 Windräder mit zusammen 21,3 Megawatt Leistung durch 13 mit 42 Megawatt ersetzt. Der dritte Ansatz heißt Off-Shore, Windanlagen im Meer. 25 Megawatt wurden 2011 neu errichtet, 103 im Vorjahr errichtete Megawatt wurden ans Netz genommen.

Niedersachsen Nummer Eins

Niedersachsen ist mit 6797 Megawatt Leistung Windenergieland Nummer Eins, bezieht 25 Prozent des verbrauchten Stroms hieraus. Bezogen auf Bevölkerungszahl und Größe sind Brandenburg (4459 Megawatt), Sachsen-Anhalt (3578 Megawatt) und Schleswig-Holstein (3147 Megawatt) besser. Dort und in Mecklenburg-Vorpommern kommt die Windenergie auf 44 bis 47 Prozent am Nettostromverbrauch. Im Industrieland Nordrhein-Westfalen (2995 Megawatt) sind es nur 3,8 Prozent, in Bayern (578 Megawatt) 1,1 Prozent, in Baden-Württemberg (473 Megawatt) 0,9 Prozent. Die Branche hofft, dass der Regierungswechsel in Stuttgart und die persönliche Energiewende des CSU-Chefs Horst Seehofer Planungen im Süden beschleunigen.Freisen. Rund 24 Millionen Euro soll die Modernisierung des Windparks Freisen kosten. Zwölf ältere Anlagen sollen durch sechs neue ersetzt werden. Damit werde die installierte Leistung aber verdoppelt, sagte gestern Geschäftsführer Thomas Nägler unserer Zeitung. Bisher seien es etwas mehr als sieben Megawatt, künftig leisteten die Anlagen 15 Megawatt. Und der "Stromertrag ist drei Mal so hoch". Künftig werde der Windpark inklusive sechs weiterer älterer Anlagen in Freisen und Losheim mit einer Nennleistung von insgesamt 25 Megawatt im Schnitt 56 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, sagte Nägler. Damit ließen sich 18 500 Haushalte versorgen. Mit dem Bau der neuen Anlagen könne möglicherweise noch in diesem Jahr begonnen werden. mzt

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