Deutscher Strom aus griechischer Sonne

Strom aus Griechenland - das hilft Athen und der EU. Ist das Projekt unter dem Namen Helios, das Sie ja auch mit angeschoben haben, eine Säule für die Versorgung Europas mit regenerativer Energie?Oettinger: Es geht natürlich zum einen um die Erneuerung der griechischen Energiewirtschaft. Die muss kostengünstiger, klimaschonender und effizienter werden

Strom aus Griechenland - das hilft Athen und der EU. Ist das Projekt unter dem Namen Helios, das Sie ja auch mit angeschoben haben, eine Säule für die Versorgung Europas mit regenerativer Energie?Oettinger: Es geht natürlich zum einen um die Erneuerung der griechischen Energiewirtschaft. Die muss kostengünstiger, klimaschonender und effizienter werden. Vor Ort wird noch immer in alten Kraftwerken viel Kohle und Öl verbrannt. Den Anteil dieser "alten Energien" wollen wir verringern, indem mehr Elektrizität aus Sonne und Wind gewonnen wird. Das ist eine mittel- und langfristige Verbesserung, die die Europäische Kommission mit Nachdruck unterstützt. Aber es geht zum anderen auch darum, die Potenziale an regenerativen Energien, die es in Griechenland gibt, für den europäischen Markt zu nutzen.

In Deutschland ist die Euphorie eher gebremst, weil man vermutet, dass das alles viel zu teuer werden könnte.

Oettinger: Richtig ist, dass die griechische Energiewirtschaft derzeit noch nicht wettbewerbsfähig ist und deshalb die Einspeisevergütungen deutlich zu hoch ausfallen. Aber klar ist auch: Wir haben in Deutschland weniger als 1000 Stunden, in denen man aus Sonne Strom produzieren kann. In Griechenland sind es 3000 Stunden. Wenn man also ein modernes Stromnetz und wettbewerbsfähige Strukturen schafft, dann ist diese Energie auch für die Bundesrepublik interessant.

Dann fehlen immer noch Leitungen von der Ägäis nach Europa. Berechnungen sagen, dass eine Verdoppelung der bisherigen Kapazität notwendig wäre. Wo soll die herkommen?

Oettinger: Es gibt bestehende Kapazitäten Richtung Bulgarien, Balkan-Länder und Italien. Die müssen ausgebaut werden - übrigens auch ohne Helios, weil zur Vollendung des Strombinnenmarktes Leitungen nötig sind, um den Wettbewerb zu schaffen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, Griechenland ganz generell in das europäische Energienetz zu integrieren. Das gilt im Übrigen nicht nur für Strom, sondern auch für Gas. Hinzu kommt, dass solche Leitungskapazitäten auch für die Balkan-Länder wichtig sind. Wenn wir also auch dort schon jetzt investieren, bauen wir an einem Energiebinnenmarkt für unsere Zukunft.

Die EU hat sich Ziele für 2020 gesetzt. Wird griechischer Strom dann in Europa verfügbar sein?

Oettinger: Ich gehe davon aus, dass wir mit den ersten konkreten Projekten innerhalb der nächsten drei Jahren einige hundert Megawatt schaffen könnten. Wenn die Investoren dann einsteigen, ist viel erreichbar.

Leitungen fehlen auch in Deutschland. Reicht das, was bisher absehbar ist?

Oettinger: Es gibt ja verbindliche Vorhaben. Ich habe den Eindruck, den Verantwortlichen in der Bundes- und den Landesregierungen ist klar, dass parallel zum Abschalten der Kernkraftwerke der Bau neuer Leitungen forciert werden muss.

Ärgert es Sie als Energiekommissar, dass es erst Demonstrationen gegen Kernkraftwerke gab und jetzt gegen neue Leitungen für regenerative Energien?

Oettinger: Das Thema Energieversorgung steht für die Menschen auf der Tagesordnung. Sie können heute in ihren Zeitungen und in anderen Medien darüber alles erfahren, was wichtig ist. Und deshalb bin ich optimistisch, dass die Einsicht in notwendige Infrastrukturprojekte wachsen wird. Ich halte da eine große Mehrheit für den Ausbau für erreichbar.

Wird Helios zu einer Konkurrenz des Wüstenprojekts Desertec?

Oettinger: Das sind zwei große, sehr unterschiedliche, sich ergänzende Projekte, die die Nähe zum Mittelmeer nutzen, um Energie zu gewinnen. Ich rechne damit, dass wir auch bei Desertec in den nächsten Jahren erste Modellprojekte sehen können.

Das komplette Interview lesen Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/oettinger

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