Deutscher Konjunkturmotor dreht auf

Berlin/Wiesbaden · Experten sind überzeugt: Die Durststrecke ist überwunden, der Konjunkturmotor kommt in diesem Jahr wieder richtig in Schwung. Dadurch entstehen auch neue Jobs.

So viel Konjunkturoptimismus gab es in Deutschland lange nicht mehr: Experten sind überzeugt, dass die deutsche Wirtschaft 2014 nach zwei eher mauen Jahren wieder Fahrt aufnimmt - und dass der Aufschwung endlich wieder auf einer breiten Basis steht. Denn 2013 verhinderte allein die Kauflust der Verbraucher einen Absturz.

Inmitten der Rezession in Teilen Europas legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) deswegen im vorigen Jahr immerhin noch um 0,4 Prozent zu, wie das das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Das Wachstum lag damit deutlich unter dem ohnehin schwachen Niveau von 2012 mit 0,7 Prozent - aber Deutschland liege damit "in Europa vorn", wie der Präsident des Bundesamtes, Roderich Egeler, sagte. "Der inländische Konsum war mit einem Beitrag von plus 0,7 Prozentpunkten die einzige Stütze des BIP-Wachstums."

Export-Rekord erwartet

Denn erstmals seit der tiefen Rezession 2009 fiel der traditionell starke Exportmotor als Antreiber der Konjunktur für Europas größte Volkswirtschaft komplett aus. Weil die Einfuhren (plus 1,3 Prozent) deutlich stärker zulegten als die Exporte (plus 0,6 Prozent), schlägt in der Gesamtrechnung sogar ein negativer Außenbeitrag zu Buche.

Für 2014 sind die Prognosen deutlich optimistischer. Sie reichen bis zu einem Plus von zwei Prozent. So traut die Weltbank der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr 1,9 Prozent Wachstum zu; in den beiden Folgejahren kann sie demnach das Tempo mit Zuwächsen von 1,7 und 1,6 Prozent nahezu halten.

Ferner werde auch die Weltwirtschaft den deutschen Konjunkturmotor antreiben, sagte Simon Junker vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Das belebt nicht nur die Exporte, die im vergangenen Jahr kaum zugelegt haben, sondern stimuliert nach und nach auch die Investitionen." - die 2013 um 2,2 Prozent gesunken waren. Die Exportindustrie steht nach der Prognose des Außenhandelsverbands BGA sogar vor einem Rekordjahr mit einem Plus von bis zu drei Prozent. "Erstens ist die Rezession im Euroraum vorüber, in den immer noch fast die Hälfte aller deutschen Exporte fließen. Zusammen mit dem höheren Wachstum in den USA verbessert dies die Absatzaussichten im Ausland", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Damit sind auch die Perspektiven für den deutschen Arbeitsmarkt rosig. "Auf Arbeitsmarkt, Wohnungsbau und Konsum bleibt auch 2014 Verlass", sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW. Während die Arbeitslosigkeit im Euroraum teilweise erschreckende Ausmaße angenommen hat, haben in Deutschland schon jetzt so viele Menschen einen Job wie nie zuvor, berichtete Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes. "Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte 2013 mit 41,8 Millionen das siebte Jahr in Folge einen neuen Höchststand." Und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht, prophezeit das Beratungsunternehmen EY: "Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte im kommenden Jahr um 136 000 auf knapp 42 Millionen steigen."

Die im EU-Vergleich robuste Konjunktur und die Rekordbeschäftigung halfen dem deutschen Staat, weniger Schulden zu machen als ursprünglich geplant. Dank der Überschüsse in den Sozialversicherungen und bei Kommunen sowie rückläufiger Defizite von Bund und Ländern stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 0,1 Prozent gemessen am BIP. Die Nettokreditaufnahme lag 22,1 Milliarden Euro und damit 3,0 Milliarden unter der vom Parlament genehmigten Neuverschuldung, wie das Bundesfinanzministerium mitteilte.

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