Deutsche haben mehr Geld denn je

Frankfurt/Berlin · Das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland steigt weiter. Bei der Anlage setzen verunsicherte Sparer weniger auf Aktien und mehr auf Bankeinlagen. Bei Immobilien variiert die Qualität nach Lage.

Trotz der extrem niedrigen Zinsen häufen die Deutschen immer größere Geldvermögen an. Zum Ende des zweiten Quartals kletterte das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen zum Vorquartal um 23 Milliarden Euro oder 0,5 Prozent auf den Rekordwert von 5,027 Billionen Euro. Das teilte die Deutsche Bundesbank gestern mit. Immobilien oder Kunstwerke sind in der Statistik nicht enthalten.

Obwohl die Kurse an den Börsen von kurzfristigen Rückschlägen abgesehen seit Anfang 2012 in die Höhe schießen, trennten sich die Menschen hierzulande von April bis Juni von Aktien und setzten stattdessen vor allem auf sichere Bankeinlagen, die kaum Zinsen einbringen. Daher ging das Tempo der Vermögensbildung zurück: Im Auftaktquartal war das Geldvermögen noch um 1,1 Prozent zur Vorperiode gestiegen.

Angesichts der historisch niedrigen Zinsen werden in Deutschland auch wieder mehr Kredite aufgenommen. Nach Angaben der Bundesbank lag der Wert im zweiten Quartal bei sechs Milliarden Euro, genutzt wurden die Kredite vor allem für den Wohnungsbau. Weil Immobilien derzeit extrem günstig finanziert werden können, ist die Nachfrage zuletzt kräftig gestiegen - auch, weil die eigenen vier Wände im Alter mietfreies Wohnen versprechen.

Das hat auch das Preisniveau in die Höhe getrieben. Doch eine Wohnimmobilie ist nicht mehr immer die beste Wahl für die Altersvorsorge, zeigt eine gestern vorgestellte Untersuchung des Beratungsunternehmens Empirica. Wenn das Eigenheim auf lange Sicht etwas abwerfen soll, muss es in der richtigen Region liegen. Manchmal komme es sogar auf den Stadtteil an. "Man muss höllisch aufpassen, wo man investiert", sagte der Ko-Autor der Studie, Ulrich Pfeiffer, in Berlin.

Denn in Deutschland werde die Nachfrage nach Wohnungen von 2020 an insgesamt sinken. In einigen Ballungszentren wachse die Zahl der Privathaushalte aber weiter. Der Prognose zufolge werden dort künftig eher Ein- und Zweifamilienhäuser als Wohnungen in Mehrfamilienhäusern gesucht. Auftraggeber der Empirica-Studie ist das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), das von der Deutschen Bank und der Zurich Gruppe Deutschland getragen wird.

Nach Angaben der Bundesbank vertrauten die Menschen in Deutschland im zweiten Quartal vor allem auf sichere Bankeinlagen und Versicherungen. In Sichteinlagen steckten sie 30 Milliarden Euro, die Ansprüche gegenüber Versicherungen stiegen um knapp 17 Milliarden Euro.

Die Experten der Notenbank sehen in der Umschichtung weg von Aktien hin zu Bankeinlagen einen Beleg für eine "gewisse Risikoaversion": "Dies dürfte unter anderem mit der im Berichtszeitraum besonders ausgeprägten Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-amerikanischen Geldpolitik zusammenhängen", schreiben die Fachleute der der Notenbank.

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