Deutsche geben aus Angst Geld aus
München. Es gab eine Zeit, da war das Angstsparen der Deutschen legendär. Jetzt, mitten in der größten Euro-Schuldenkrise seit Bestehen der Gemeinschaftswährung, steigt dagegen die Kauflaune der Deutschen. Das geht aus dem Konsumklimaindex hervor, den die Marktforscher der Nürnberger Gfk-Gruppe für November nach ihrer monatlichen Verbraucherumfrage berechnet haben
München. Es gab eine Zeit, da war das Angstsparen der Deutschen legendär. Jetzt, mitten in der größten Euro-Schuldenkrise seit Bestehen der Gemeinschaftswährung, steigt dagegen die Kauflaune der Deutschen. Das geht aus dem Konsumklimaindex hervor, den die Marktforscher der Nürnberger Gfk-Gruppe für November nach ihrer monatlichen Verbraucherumfrage berechnet haben. Die Prognose für den November-Index ist leicht um 0,1 Punkte auf 5,3 Punkte gestiegen.Gestiegen seien die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung, gesunken dagegen die Konjunkturerwartungen, erklärt Gfk-Experte Rolf Bürkl. Aus den drei Elementen wird das Konsumklima errechnet. Mit wirklich guter Laune habe die unter dem Strich gestiegene Konsumneigung aber wenig zu tun. Denn die Deutschen wollen nicht etwa ihr Geld ausgeben, weil sie alles so rosig sehen - eher im Gegenteil. Das Vertrauen der Konsumenten in die Finanzmärkte sei erschüttert, so Bürkl.
"Die Alternative zum Anschaffen - das Sparen - ist in den Augen der Verbraucher aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten derzeit nicht sonderlich attraktiv", sagt Bürkl. "Im Zweifelsfalle tendieren die Verbraucher im Moment eher noch dazu, werthaltige Anschaffungen zu tätigen." Sie kaufen Immobilien oder langlebige Gebrauchsgüter wie Möbel, Autos oder Waschmaschinen. Aus dem früheren Angstsparen ist also eher eine Art Angstkonsum geworden, der dem Handel Hoffnung für das Weihnachtsgeschäft machen dürfte.
Auch diese Form des Geldausgebens stützt die deutsche Konjunktur, zumal der Export als Treiber immer mehr ausfällt. Unerschütterlich sei aber auch der deutsche Konsum nicht, warnt die Gfk. Um dauerhaft die Konjunktur zu stabilisieren, müssen die Bürger wieder mehr Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger und ihre Fähigkeit zum Lösen der Euro-Krise gewinnen. "Sollte das nicht gelingen, hätte das sicherlich negative Auswirkungen auf die Konsumstimmung", schreibt die Gfk einen Tag vor dem möglicherweise entscheidenden Tag zur Bekämpfung der griechischen und europäischen Verschuldungskrise. Die Diskussion darüber hinterlasse auch beim Verbraucher tiefe Spuren, wie die anhaltende Talfahrt der Konjunkturerwartungen zeigt, warnt die Gfk. Dieser Teil-Indikator sei jetzt um neun auf minus 6,2 Punkte gefallen und damit so schlecht wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr.
Die Furcht vor einem Übergreifen der Finanzkrisen auf die Realwirtschaft werde spürbar. Dagegen stünde die Hoffnung auf einen weiteren, wenn auch langsameren Beschäftigungsaufbau in der deutschen Wirtschaft, was die Angst vor einem Jobverlust dämpft.