Deutsche-Bank-Chef vor Gericht

München · Hat die Führungsriege der Deutschen Bank im Prozess um Schadenersatz für die Pleite des Kirch-Konzerns betrogen? Der amtierende Co-Chef Jürgen Fitschen, seine beiden Vorgänger und zwei weitere Top-Manager kämpfen um ihren Ruf.

Auftakt in einem der spektakulärsten Wirtschaftsprozesse seit Jahren: Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen , und vier Ex-Manager des Geldhauses stehen seit gestern in München vor Gericht. Sie sollen versucht haben, Richter im Kirch-Verfahren zu täuschen. Fitschen war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft dabei aber keine treibende Kraft. Er habe im Gegensatz zu den anderen Angeklagten nicht aktiv falsch ausgesagt. Jedoch habe Fitschen von falschen Angaben seiner Kollegen gewusst und nichts dagegen unternommen, erklärte die Staatsanwaltschaft . Die Behörde wirft dem 66-Jährigen, seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie Ex-Aufsichtsratschef Clemens Börsig und Ex-Personalvorstand Tessen von Heydebreck versuchten Prozessbetrug in einem besonders schweren Fall vor. Die Angeklagten haben die Vorwürfe zurückgewiesen.

Alle fünf sollen sich für ihre Aussagen in einem Zivilprozess vor dem Oberlandesgericht München vor vier Jahren auf eine Version der Geschehnisse in der Zeit vor der Pleite der Kirch-Gruppe im Jahr 2002 geeinigt haben, um damit Schadenersatzforderungen der Erben des Medienunternehmers Leo Kirch abzuwenden. Fitschen habe selbst nach einer Razzia in den Räumen der Deutschen Bank die Aussagen seiner Kollegen nicht richtiggestellt, so die Staatsanwaltschaft . Damit wirkte er aus Sicht der Anklage an dem Tatplan mit.

Leo Kirch hatte bis zu seinem Tod 2011 stets den früheren Deutsche-Bank-Chef Breuer für die Pleite seines Konzerns verantwortlich gemacht. Breuer habe ihn mit einer öffentlichen Äußerung über die mangelnde Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe "erschossen". Kirch war überzeugt davon, dass die Bank ihn unter Druck gesetzt habe, um später durch einen Beratungsauftrag an der Sanierung seines Konzerns zu verdienen. Er wollte dafür Schadenersatz.

In dem Prozess hatte Breuer versichert, die Bank habe keine Pläne für ein Beratungsmandat Kirchs gehabt. Als der Richter diese Darstellung anzweifelte, sollen ihm die anderen Manager zur Seite gesprungen sein, um das Gericht mit übereinstimmenden Zeugenaussagen zu beeindrucken. Die Aussagen sollen sorgfältig abgesprochen gewesen sein. Den Angeschuldigten sei mitgeteilt worden, "worauf es bei den Aussagen vor dem Oberlandesgericht ankomme", so die Anklage. Die Strategie hatte aber keinen Erfolg. Im Dezember 2012 wurde die Bank zu Schadenersatz verurteilt. Im Februar 2014 einigte sich das Institut außergerichtlich mit Kirchs Erben auf die Zahlung von rund 925 Millionen Euro.

Fitschen will nun seine Unschuld beweisen. Sein Anwalt erklärte, die These der Staatsanwaltschaft sei "schlichtweg falsch".

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