Wenn Pinguine einen aufs Glatteis führen - ist das Wissenschaft oder Science Fiction? Diese Frage stellte sich am Mittwoch in der Stadtgalerie bei der interaktiven Klang-Performance "Lake Vostok" des Liquid Penguin Ensembles. Mit seriösem Gepräge und durchaus auf der Basis sorgfältig recherchierter Fakten tischten Katharina Bihler (Moderation) und Stefan Scheib (Kontrabass) im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik eine tolle Mär über eingefrorene Klänge auf. Im Zentrum ihrer pseudowissenschaftlichen Hör-Dokumentation steht eine fiktive, im Permafrost aufgewachsene "Öko-Akustikerin", die - angeblich - in den 1960-er Jahren an den entlegensten Orten der Welt (so auch am titelgebenden Lake Vostok in der Antarktis) Bohrungen in die Tiefe gemacht hat. Dabei soll sie Tonaufnahmen von über Jahrmillionen im ewigen Eis konservierter Organismen angefertigt und zu regelrechten Partituren komponiert haben.

Just dieser evolutionäre Sound der Vergangenheit wurde hier nun in minutiösen Arrangements zu neuem Leben erweckt. Unter anderem mittels zweier Tonbandgeräte, deren Spulen miteinander verknüpft waren, Sinus-Generatoren, elektronisch präparierter Klangschalen und mehrerer Kassettenrecorder, die von Zuschauern bedient wurden, erwuchs der Klang der bislang verborgenen Parallelwelt im Surround-Effekt. Da waren etwa elektrochemisch kommunizierende Amöben zu belauschen, sibirische Wollmammuts, tropfende Stalaktiten oder das Sirren urzeitlicher Grillen.

Als kontemplative Hommage an Zeit und Ewigkeit funktioniert die Performance wegen der dadurch immanenten Längen als kollektives Gemeinschaftserlebnis: Das Publikum drückt andächtig auf Knöpfchen und nimmt aktiv teil an dieser akustischen Reise ins Innere der Erde.

Wieder: 11. und 12. Dezember, 20 Uhr, Stadtgalerie (Sb).