Der Unermüdliche

Neunkirchen · Er spielt Jazz mit seiner Band Passport – über 30 Alben sind erschienen – und komponiert seit fast 50 Jahren für Kino und TV, darunter „Tatort“ und „Die unendliche Geschichte“. Der Musiker Klaus Doldinger, 79, leitet die diesjährige Jury des Neunkircher Günter-Rohrbach-Filmpreises und hält auch einen Vortrag über Filmmusik.

 Klaus Doldinger, legendärer Jazzer und Filmmusik-Komponist. Foto: Coco Concerts

Klaus Doldinger, legendärer Jazzer und Filmmusik-Komponist. Foto: Coco Concerts

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Ein Zufall ist es nicht, dass Klaus Doldinger die Jury des diesjährigen Günter-Rohrbach-Filmpreises leitet: Denn Doldinger schrieb die Musik zu der wohl wichtigsten Produktion des gebürtigen Neunkirchers Rohrbach, dessen Debüt als Leiter der Filmfirma "Bavaria" zum Kinoklassiker geworden ist: "Das Boot". Der Film über den Krieg unter Wasser ging 1981 um die Welt, auch wenn das bei den Dreharbeiten in München "eigentlich niemandem klar war", wie Doldinger heute erzählt. "Das Projekt war ja schon quasi einmal gescheitert" - unter der Regie des Hollywood-Veteranen John Sturges - "es gehört wirklich zu den ganz großen Verdiensten Günter Rohrbachs, dieses Projekt wieder auf den rechten Weg gebracht zu haben".

Doldinger sieht seine Musik zu "Das Boot" heute als seine wohl wichtigste Film-Arbeit an, "das hat allerdings sehr viel mit der großartigen Qualität aller Beteiligten zu tun - und auch mit dem Stoff von Lothar Günther Buchheim". An der Arbeit mit Rohrbach schätzte Doldinger dessen "Großmütigkeit und Humor, Eigenschaften, die man in unserer Branche nicht allzu oft antrifft". Wolfgang Petersen führte Regie, und Doldinger komponierte nicht zum ersten (oder letzten) Mal für ihn, die "Unendliche Geschichte" schloss sich an, eine enge Arbeitsfreundschaft verband und verbindet die beiden, unterstützt von "Wolfgangs starkem Bezug zur Welt der Musik".

Doldinger, 79 und als Saxophonist seines Bandprojekts Passport eine deutsche Jazz-Legende, hat zahllose Kino- und vor allem Fernsehfilme untermalt - den Neuen Deutschen Film wie "Das zweite Erwachen der Christa Klages" oder "Moritz, lieber Moritz" etwa, Romantik-Kino wie "Salz auf unserer Haut", aber auch TV-Kost wie "Rosa Roth" und "Ein Fall für zwei". Präferenzen hat er dabei nicht. Im Kino, sagt er, sei die Erwartungshaltung allerdings höher als im Fernsehen, was die weitere mögliche Vermarktung etwa als CD angeht. Mit Vermarktung kennt Doldinger sich aus, seit Jahren ist er im Aufsichtsrat der Verwertungsgesellschaft Gema, die sich bemüht, Tantiemen für Musiker einzutreiben - und dabei nicht immer hinterher kommt, gerade in der Welt des Internets. "Das ist ein Thema, an dem schon seit Jahren und auch weiterhin gearbeitet wird", sagt Doldinger. Dass Künstler nicht nur über illegale Downloads und die dadurch entgehenden Tantiemen klagen, sondern auch über legale Streamingdienste, denen die Plattenfirmen die Musik günstig zur Verfügung stellt, ist Doldinger bewusst. "Die Gema verhandelt natürlich mit Streamingdiensten", sagt er, in die Deals zwischen Künstler und Plattenfirma mische man sich aber nicht ein.

Das Urheberrecht wird einer der Themen seines Vortrags sein, den Doldinger morgen in Neunkirchen hält - auch um die schwierige Akquise von Aufträgen wird es gehen. Dass die Musik in vielen TV-Filmen und Serien immer synthetischer und austauschbarer klingt, findet auch Doldinger. "Das hat natürlich auch in vielen Fällen mit Kosteneinsparungsanforderungen zu tun", sagt er, allerdings wolle er nicht über die Qualität der Arbeit seiner Kollegen urteilen, "denn sehr oft wird Musik auch zum Opfer der Produktionsbedingungen". Auch davon wird er wohl morgen berichten, wenn der Unermüdliche von seiner jüngsten Tournee anreist - aus Südkorea.

Termine: Morgen spricht Klaus Doldinger ab 20 Uhr in der Stummschen Reithalle über das Filmmusik-Geschäft, bei der anschließenden Podiumsdiskussion ist auch Kollege Frank Nimsgern dabei. Die Rohrbach-Preise werden am Freitag ab 20 Uhr in der Neuen Gebläsehalle vergeben. Heute und morgen laufen im Cinetower noch zwei der vier Finalistenfilme: "Der Staat gegen Fritz Bauer" und "Freistatt", jeweils ab 18 Uhr. Informationen und Karten gibt es unter: www.guenter-rohrbach-filmpreis.de

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