Der Unerlöste: Klaus Kinski als Ein-Mann-Stück

Saarbrücken. Kinski, ein Selbstläufer, zu ewigem Leben verdammt. Ungeachtet seines irdischen Todes 1991 muss er auf der Bühne unerlöst über die Klaviatur seines Ichs rasen. Eingesperrt in einem Käfig, der zum Symbol für die festgewachsene Maske taugte

Saarbrücken. Kinski, ein Selbstläufer, zu ewigem Leben verdammt. Ungeachtet seines irdischen Todes 1991 muss er auf der Bühne unerlöst über die Klaviatur seines Ichs rasen. Eingesperrt in einem Käfig, der zum Symbol für die festgewachsene Maske taugte. Baumeister des Käfigs war Kinski selbst, so viel steht fest in dem Monodrama "Kinski - wie ein Tier in einem Zoo" (Regie: Stefan Krause), das als Gastspiel des Neuen Schauspiels Köln in der Saarbrücker Sparte 4 zu sehen war. Darin fuhrwerkt sich die Kinski-Figur durch ihr Repertoire von Gott, Erlöser bis zum Märtyrer Jesus. Die Textcollage von Hagen Jablonski basiert auf Interviews, Rezitationen, Kinskis Rollen in Werner Herzog-Filmen. Alles geeignet, den von Kinski sorgsam und konsequent gepflegten Mythos Kinski auszugestalten. Keine Demontage durch Parodie, aber auch keine Heldenverehrung, sondern im Spiel wuchtig, aufbrausend und leicht ironisch. Es gibt keinen Ausbruch aus dem Käfig, wenn alles auf Selbstinszenierung zielt. Wie gemacht zum Spiel für Hanno Dinger. Der zeigte schon als Yank in O'Neills "Der haarige Affe", wie man einen Berserker spielt, ohne in ihm aufzugehen. Kinski, die lebenslängliche Kunstfigur, den Virtuosen seiner selbst, auf die Bühne zu bringen, war nur konsequent. Übrigens: Dass die Kinski-Erben vor Gericht gingen, das Verbot des Stücks, vor allem aber Geld forderten, ist absurd bei einer Off-Theater-Produktion. sg

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