Der Suchende: Cees Nooteboom feiert seinen 80.

Als Romancier hatte Cees Nooteboom seinen großen Durchbruch. Zu seinem 80. Geburtstag, am vergangenen Mittwoch, hat er nun einen Gedichtband veröffentlicht. In „Licht überall“ geht es vor allem um Vergänglichkeit.

Seit er mit 24 Jahren als Leichtmatrose auf einem Ozeanfrachter anheuerte, ist er unterwegs. Cees Nooteboom, ein schreibender Weltbürger. Am Mittwoch feierte er seinen 80. Geburtstag. Heimweh kennt er nicht. "Nein, Heimweh wirkt anders, es nimmt die Gestalt an/ von Büchern", schreibt er in seinem neuen Gedichtband "Licht überall". "Nicht mein Haus vermisse ich, nicht das Zimmer,/ wohl aber das Buch in dem Zimmer." Schon einmal schrieb Cees Nooteboom von seiner Wohnung, voll von Büchern. In "Die folgende Geschichte", jenem Buch, das ihm 1991 in Deutschland nach einer euphorischen Beurteilung durch Marcel Reich-Ranicki den Durchbruch brachte. Seitdem ist er hierzulande populärer als in seiner Heimat. Mit Romanen ("Philip und die anderen", "Rituale", "Allerseelen") und Reiseerzählungen ("Der verliebte Gefangene", "Briefe an Poseidon") machte er sich einen Namen. Er selbst aber sah sich immer als Dichter.

Das Reisen spielt in den Gedichten eine untergeordnete Rolle. "Unwirtliches Volk, die Menschen./ Alles will erobert werden", schimpft er heute. Vergänglichkeit und Tod ziehen sich durch die Verse. In "Verbannter" wird er deutlich: "Nichts lasse ich zurück, verrieben/ zwischen dem Staub der Tage/ teile ich das Schicksal von Steinen und Muscheln". In "Nacht" heißt es: "Zwischen dem Jetzt und dem Tod/ eine Zeit für Gedanken, von niemand/ geschrieben."

Am Ende eines Lebens bleibt von der Welt nur die Literatur. Die "Schrift, die jedem Zerfall widersteht". Das eigene Schreiben und die Bücher werden zu einer zweiten Daseinsform. Der 1933 in Den Haag geborene Nooteboom hat nie die Gefahren gescheut. Weder als Reisender noch als Dichter. Seine Verse sperren sich der schnellen Lektüre, fordern Zeit. "Wenn man nicht weiß, wohin man geht, tut die Geschwindigkeit dabei nicht viel zur Sache", schrieb er mal. Noch immer ist er nicht angekommen.

Cees Nooteboom: Licht überall. Gedichte, Suhrkamp, 106 Seiten, 18,95 Euro.

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