Der Schatz im Bildersee

Saarbrücken. Folgt man den Experten, so ist es eine kulturhistorische Fotosammlung ersten Ranges, die Hermann Lehnhoff jetzt dem Saarland geschenkt hat. Eine Sammlung von schier überwältigender Größe und beeindruckender Qualität. Denn es geht um nicht weniger als 30 000 Exponate aus über 150 Jahren Fotografie-Geschichte

Saarbrücken. Folgt man den Experten, so ist es eine kulturhistorische Fotosammlung ersten Ranges, die Hermann Lehnhoff jetzt dem Saarland geschenkt hat. Eine Sammlung von schier überwältigender Größe und beeindruckender Qualität. Denn es geht um nicht weniger als 30 000 Exponate aus über 150 Jahren Fotografie-Geschichte. Der Rehlinger hat sie gemeinsam mit seiner aus Merzig stammenden Lebensgefährtin Maria Wallpott im Laufe von 25 Jahren zusammengetragen. Eigentlich wollte er sie dem daran interessierten Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe überlassen.

Der Schwerpunkt der Sammlung Maria Wallpott, wie Lehnhoff sie zum Gedenken an die 1999 mit 45 Jahren Verstorbene genannt hat, liegt auf der Bildnisfotografie "in allen ihren künstlerischen und dokumentarischen Facetten". Dazu gehören unzählige Porträtaufnahmen, oft handsigniert, von berühmten Persönlichkeiten der Geschichte wie Napoleon III., Bismarck, Puccini, Liszt und Sarah Bernhard; prachtvolle Alben etwa der Hufeland-Gesellschaft von 1871 sowie ein Regimentsbuch aus der Zeit von Wilhelm I. Auch Zeugnisse der frühen fotografischen Verfahren sind in Fülle vertreten, 225 Daguerreotypien etwa, 125 Ambrotypien, 1500 Ferrotypien, Pannotypien und Talbotypien sowie historische Porträtfotos auf Emaille, Porzellan und Gewebe.

Daneben enthält die Sammlung so genannte Ereignisfotografien, angefangen von Aufnahmen des Ersten Weltkriegs bis hin zu Dokumenten aus den ersten Jahren des Fernsehens von 1950 bis 1960. Etwa ein Drittel der Exponate stammen aus dem 19. Jahrhundert, je ein Drittel aus der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Saarland-Bezug besitzen einige hundert Exponate.

Allein schon die Unikate aus der Frühzeit der Fotografie ab 1840 seien "von unschätzbarem Wert", sagt Peter Wutz, Fotografie-Experte und Professor an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Ludwig Linsmayer, Direktor des Landesarchivs ist sich sicher, dass sich mit dieser Sammlung "in Auktionen leicht Millionen erzielen ließen". Im Benutzersaal des Landesarchivs, wo man die offizielle Übergabe der Sammlung Maria Wallpott feierte, sind nun vier Wochen lang einige hundert Exponate in einer Ausstellung zu sehen. Sie geben in gedrängter Form einen ersten Einblick in diesen Sammlungsschatz.

Vor allem aber lässt er erkennen, vor welche Herausforderung das Geschenk das Landesarchiv stellt. Erst vor zwei Jahren hat das Archiv mit der Neuausrichtung seines Bildarchivs begonnen, erst im Vorjahr durch Umbauten klima- und sicherheitstechnisch angemessene Räumlichkeiten zur Aufbewahrung erhalten und damit die notwendige Voraussetzung geschaffen, dass Stifter Lehnhoff den Vorvertrag mit den Hamburgern löste. Seit einem Jahr bereits ist Lehnhoff, der sich auch bei der Übergabe bescheiden im Hintergrund hielt, dabei, die Sammlung, die er ständig erweitert, im Landesarchiv zu erschließen. Wo man allerdings die Sammlung Maria Wallpott dauerhaft in angemessenem Rahmen öffentlich ausstellen könnte, wie Fotografie-Experte Peter Wutz nachdrücklich forderte - diese Frage ist noch ungelöst.

Ausstellung Sammlung Maria Wallpott: montags bis freitags von 8.30 bis 16 Uhr, Landesarchiv, Dudweiler Str. 1, in Saarbrücken-Scheidt.

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