Der Schalk im Nacken: Dieter Nuhr in der Saarlandhalle

Saarbrücken. Dieter Nuhr nimmt hierzulande eine Ausnahmestellung ein zwischen Comedians und Kabarettisten. Weder verlässt er sich allein auf zotige Schenkelklopfer wie etwa Mario Barth, noch will er moralisch belehren wie ein Matthias Richling

Saarbrücken. Dieter Nuhr nimmt hierzulande eine Ausnahmestellung ein zwischen Comedians und Kabarettisten. Weder verlässt er sich allein auf zotige Schenkelklopfer wie etwa Mario Barth, noch will er moralisch belehren wie ein Matthias Richling. Die Mischung macht's bei dem jugendlich wirkenden 50-Jährigen, der seine Zuhörer immer wieder gedanklich aufs Glatteis führt, um sie dann dort schön ausrutschen zu lassen.Bei seinem Gastspiel in der Saarlandhalle am Freitagabend - einem seiner vielen in den vergangenen Jahren, zumal im Rahmen des SR-Gesellschaftsabend - zeigte Nuhr sich als Mann des puren Worts: Keine Video-Leinwand, keine Musik, keine Requisiten außer einem Stehtisch und einem Glas Wasser. Ein Mann, ein Mikrofon, das musste genügen. Tat es auch, denn die Bilder entstanden ja im Kopf des Zuhörers - etwa, wenn sich Nuhr über den oberkörperfreien Putin hoch zu Rosse mokierte und meinte, bei uns sei so etwas gar nicht vorstellbar. Mit viel Schalk im Nacken hielt der Solo-Künstler sein Publikum bei Laune und traf immer wieder ins Schwarze. "Gott hat das Dunkel geschaffen, damit man sich wieder auf die andere Seite dreht", so kommentierte beispielsweise der ehemalige Lehramtsstudent das frühe Aufstehen im Winter.

Gerne befasste sich Nuhr auch mit medial aufgebauschten Ängsten, angefangen mit dem Waldsterben über den Rinderwahnsinn bis hin zu Vogel- und Schweinegrippe. "Sterben ist heute eine der häufigsten Todesursachen - es müsste verboten werden", stellte der Komiker dazu fest. Routiniert und konzentriert trug er sein neues Programm "Nuhr die Ruhe" vor - das Gespräch mit dem Publikum behielt Nuhr sich erst für die Zugabe vor. Da zeigte er dann, dass er auch die freie Improvisation beherrscht. sedi

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