Der saarländische Traum von der Vollbeschäftigung

Saarbrücken. Peter Müller ist dieser Tage ein ziemlich zufriedener Mensch. Der Streit beim Koalitionspartner FDP lässt den CDU-Ministerpräsidenten zumindest nach außen kalt, und weil es sonst wenig gute Nachrichten gibt, redet Müller am liebsten über den saarländischen Arbeitsmarkt

Saarbrücken. Peter Müller ist dieser Tage ein ziemlich zufriedener Mensch. Der Streit beim Koalitionspartner FDP lässt den CDU-Ministerpräsidenten zumindest nach außen kalt, und weil es sonst wenig gute Nachrichten gibt, redet Müller am liebsten über den saarländischen Arbeitsmarkt. Vor anderthalb Jahren sei er "mitleidig belächelt" worden, als er trotz eines historischen Konjunktureinbruchs am Ziel der Vollbeschäftigung festgehalten habe. "Ich fühle mich bestätigt", sagt er heute. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Saar rechnet damit, dass Vollbeschäftigung bei guter wirtschaftlicher Entwicklung "in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts" erreicht werden könnte, wie Sprecher Mathias Hafner der SZ sagte. Zuletzt hatte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, als frühesten Zeitpunkt einer bundesweiten Vollbeschäftigung das Jahr 2020 genannt. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir Schritt für Schritt an dieser Entwicklung auch im Saarland teilhaben werden", sagte Müller. Schritt für Schritt, das heißt für den Regierungschef: Noch in dieser Legislaturperiode, also bis 2014, bestehe "eine gute Chance", die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt auf unter 30 000 zu drücken. Voraussetzung dafür ist laut IHK, dass die Weltkonjunktur auch künftig um mindestens drei bis vier Prozent wächst.Kritik von der GewerkschaftIm Oktober waren an der Saar 35 500 Menschen auf Jobsuche, 1800 weniger als ein Jahr zuvor. Im Jahresdurchschnitt rechnet Müller mit einer Zahl von unter 40 000. Seine positive Interpretation der Arbeitsmarktdaten lässt der DGB Saar nicht ganz gelten. "Statistiken zeigen nicht, welche Qualität die Arbeit hat", sagte Sprecher Thomas Schulz und klagt über zunehmende Leiharbeit. Laut Bundesagentur sind 25 Prozent der seit Jahresbeginn geschaffenen Stellen im Saarland dieser Branche zuzurechnen. Das wiederum sieht Müller als Erfolg, denn überwiegend entstünden die Jobs eben nicht in der Leiharbeitsbranche.Eigenlob für die PolitikMit 355 500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist das Saarland nach Angaben der Bundesagentur mittlerweile wieder auf Vorkrisen-Niveau angelangt - für Müller auch ein Verdienst der Politik. Es könne doch kein Zufall sein, dass Deutschland besser durch die Krise gekommen sei als andere Länder, sagte er. "Und es kann auch kein Zufall sein, dass wir daran überproportional beteiligt sind."Nach Berechnungen der IHK wird sich der Bevölkerungsrückgang am saarländischen Arbeitsmarkt früher und stärker als im Bund bemerkbar machen. Das verbessert auch die Chancen jener Menschen, die es zurzeit noch schwer haben, Arbeit zu finden, etwa Ältere und Geringqualifizierte. Die Zahl der Arbeitslosen zwischen 50 und 65 Jahren ist im Saarland in den vergangenen zwölf Monaten um 500 auf 10 500 gestiegen.

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