Schwachstellen stärken So überleben die Möbel den Umzug

Berlin/Köln · Nach dem Wohnungswechsel ist der Frust manchmal groß. Viele Möbel halten das Ab- und Aufbauen nicht durch. Beschläge reißen aus, die Rückwände brechen. Was kann man tun, um sie länger zu behalten?

 Wichtig ist bei einem Umzug, die Möbel am neuen Standort mit Hilfe einer Wasserwaage wieder so aufzustellen, dass sie wirklich gerade stehen.

Wichtig ist bei einem Umzug, die Möbel am neuen Standort mit Hilfe einer Wasserwaage wieder so aufzustellen, dass sie wirklich gerade stehen.

Foto: dpa-tmn/Arne Immanuel Bänsch

() Gerade günstige Möbel haben ein Problem: Sie sind nicht dafür ausgelegt, häufiger ab- und aufgebaut zu werden. So gehen sie oft schon bei einem einzigen Umzug kaputt. Betroffen sind vor allem Möbel aus relativ dünnen beschichteten Spanplatten. „Werden die Bauteile auseinandergenommen, bekommt man sie kaum wieder zusammen. Bohrlöcher und Schrauben leiern aus, Dübel wackeln“, erklärt Joachim Henschel, Sachverständiger bei der Handwerkskammer in Berlin.

Man kann aber etwas dagegen tun, nämlich die typischen Schwachstellen dieser Möbel stärken. Ein gutes Beispiel dafür sind die Rückwände von Schränken, die mit einfachen Nägeln befestigt werden. „Diese Verbindung ist nicht besonders stabil, die Wände lösen sich schnell“, erklärt Michael Pommer, Trainer an der DIY Academy in Köln. Es lohnt sich, die Nägel schon bei der ersten Montage, spätestens aber vor dem Transport durch Schrauben zu ersetzen. Spezielle Rückwandschrauben halten hier besonders gut.

Beim Umzug selbst gilt es, Schäden zu vermeiden. „Wenn möglich, sollten auch größere Möbel im Ganzen transportiert werden“, rät Pommer. „Werden sie öfter auseinandergebaut, ist der Verschleiß doch recht hoch.“

Zu groß für den Transport im Ganzen ist sicher die Küchenzeile. Hier sollte man aber richtig abbauen und nicht aus Zeitnot oder Faulheit an Kapazitäten sparen. So rät Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie, die Schrauben vollständig zu entfernen, damit sie keine Kratzer hinterlassen. Die Schrauben sollten vorsichtig herausgedreht werden, so dass sie intakt bleiben und später problemlos wieder eingedreht werden können.

Die Möbel werden so auseinandergenommen, wie man sie einst zusammengebaut hat – nur in umgekehrter Reihenfolge. Hilfreich ist dabei eine Aufbaubeschreibung vom Händler. „Aber die gibt es nur im Mitnahmebereich“, erklärt Geismann. Wurde zum Beispiel einst ein Schlafzimmer direkt nach Hause geliefert und von den Fachleuten montiert, hat der Kunde keine Anleitung bekommen.

Dann rät sie: Vor dem Abbau von komplexeren Möbeln wie Küchenzeilen oder Schränken sollte man Fotos machen. Dann fällt der Aufbau am neuen Standort leichter. Wer auf Nummer sicher gehen will, beauftragt die Umzugsfirma mit den Arbeiten. Vorteil: Sie ist im Schadensfall versichert.

Beim Transport der Möbel kommt es darauf an, dass sie stabil verpackt und gut gesichert sind. Tischlermeister Henschel rät, sie am besten in Kartons, mindestens aber in Decken oder Noppenfolie zu hüllen. „An den Kanten sollten Schutzkappen angebracht werden. Bei empfindlichen Teilen empfehlen sich zusätzlich stabile Transportleisten unter den Möbeln, die die ganze Sache noch sicherer machen.“ Lack- und Glasflächen sind besonders kratzempfindlich. „Sie sollten vor dem Umzug mit Decken, weichem Papier oder Vlies geschützt werden“, rät Geismann. Spitze Ecken, etwa der Sideboards, sollte man besonders gut einpacken.

Wichtig ist, die Möbel am neuen Standort mit Hilfe einer Wasserwaage so wieder aufzustellen, dass sie wirklich gerade stehen. „Besonders bei Hängeschränken ist die Statik zu berücksichtigen“, betont Pommer. Schon kleinste Abweichungen führen dazu, dass Türen schief hängen oder nicht richtig schließen.

Das ist besonders bei Küchenmöbeln ärgerlich. „Hier kommt es darauf an, dass die einzelnen Teile in den Fugenabständen genau parallel ausgerichtet und alle Sockel-Beschläge richtig montiert sind“, erklärt Henschel. Es kann sein, dass dennoch ein Möbelstück nach dem Umzug nicht stabil steht. Dann kann man versuchen, lockere Schrauben mit etwas Holzkleber oder einem anderen geeigneten Kleber zu befestigen, sagt Geismann. Oder man setzt nach Möglichkeit zusätzliche Schrauben ein.

So mancher Schaden lässt sich jedoch nicht vermeiden, kann aber behoben werden. Heikel sind zum Beispiel die Scharniere, die dafür sorgen, dass sich Türen und Klappen an Möbeln reibungslos öffnen und schließen lassen. Sie reißen schnell aus. „Hier helfen ein Zwei-Komponenten-Kleber oder ein Polyurethan-, kurz PUR-Kleber“, erklärt Pommer. „Damit werden die Löcher verfüllt, und es kann neu gebohrt werden.“

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort