Der Reformator und der Jazz

Dillingen. Ein ausgezeichnetes Konzert einer musikalisch über alle Kritik erhabenen Bigband. Im Lokschuppen Dillingen war am Mittwoch die NDR Bigband in der Reihe "Jazz live with Friends" von SR2 Kulturradio zu Gast. Im März hatte sie im Rahmen des St. Ingberter Jazz-Festival gastiert

Dillingen. Ein ausgezeichnetes Konzert einer musikalisch über alle Kritik erhabenen Bigband. Im Lokschuppen Dillingen war am Mittwoch die NDR Bigband in der Reihe "Jazz live with Friends" von SR2 Kulturradio zu Gast. Im März hatte sie im Rahmen des St. Ingberter Jazz-Festival gastiert. Mit der "Martin Luther Suite" war das Etikett nun ein anderes, dennoch blieb es beim handelsüblichen Bigband-Konzert. Mochte auch der Reformator Martin Luther das Thema für Lucas M. Schmid vorgegeben haben.Der ehemalige Posaunist der NDR Bigband und heutige Manager der WDR Bigband hatte von Luther mit Text versehene Choräle und Szenen sowie Figuren aus dessen Leben zum Ausgangspunkt seiner Arrangements für die von ihm geleitete Band gemacht. Der große Erneuerer Luther, der Bibel und Kirchenlied eine volkstümliche Sprache gab, der für das Neue stritt, wurde zum Bruder im Geiste des Jazz im Allgemeinen und der NDR Bigband im Besonderen. Dort greift man immer wieder gerne populäre Themen auf, um ein größeres Publikum als nur den Zirkel der Jazzfreunde anzusprechen. Das kann gelingen, erweist sich aber bei der Martin Luther Suite weniger als aufregendes Experiment denn als ein oberflächlicher Impuls für Bigband-Arrangements.Wenn eine vom Vibrafon angeführte Ballade ebenso die Luther-Gattin Katharina von Bora charakterisiert wie Cleopatra, dann wirkt das etwas beliebig. Am Ende steht "L, der Rebell", ein Stück für alle Innovatoren, im keimfreien Jazzrock-Gewand da. Massentauglicher Fusionsound besiegelt die Begegnung von Luther und Jazz. Das war nur folgerichtig. sg

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