Der Profi

Ein Profi alter Schule: Die Fragen nach den Hollywoodstars, mit denen er gearbeitet hat, die hat er tausendmal gehört. Aber Arthur Brauss beantwortet sie so, als wären sie unerwartet. "Burt Lancaster war nett, Lee Marvin ein Schatz - der einzig Blöde war Sylvester Stallone

 Charakterkopf: Schauspieler Arthur Brauss. Foto: Oliver Dietze

Charakterkopf: Schauspieler Arthur Brauss. Foto: Oliver Dietze

Ein Profi alter Schule: Die Fragen nach den Hollywoodstars, mit denen er gearbeitet hat, die hat er tausendmal gehört. Aber Arthur Brauss beantwortet sie so, als wären sie unerwartet. "Burt Lancaster war nett, Lee Marvin ein Schatz - der einzig Blöde war Sylvester Stallone." Mit dem spielte Brauss 1981 in John Hustons Film "Flucht oder Sieg" und war wenig angetan vom Superstargetue, drei Leibwächter inklusive. "Michael Caine hat sich die ganze Zeit über ihn lustig gemacht."Lustig ist kein Wort, das man mit Brauss' Rollen verbindet, die eher im finsteren Fach liegen. Hat ihn das gestört? "Nö, das waren die besseren Figuren." In seiner Karriere spiegelt sich ein halbes Jahrhundert Film und Fernsehen wider: Von Opas Kino mit Jerry Cotton und Jack London zum Neuen deutschen Film - Brauss spielte die Hauptrolle in Wim Wenders' Debüt "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter". Brauss: "Wenders mag den Film mittlerweile nicht mehr so, das find ich ein bisschen blöd." In TV-Institutionen wie "Der Kommissar" und "Timm Thaler" trat er auf, auch beim Saarländischen Rundfunk, in "Fußballtrainer Wulff". Als wegen Brauss' Terminplan in Saarbrücken an einem Samstag gedreht wurde, hat der SR ihm die Überstunden der Filmcrew berechnet. "Und 3500 Mark von der Gage abgezogen. Da war ich schon etwas überrascht."

Brauss, der in den 50er Jahren in den USA Mathematik und VWL studierte, hat immer wieder internationale Rollen gespielt, nicht selten in Uniform. Etwa 1977 im Kriegsfilm "Steiner", inszeniert vom legendären US-Regisseur Sam Peckinpah, berüchtigt als Menschenschinder mit Drogenproblemen. Dass Peckinpah Dreharbeiten berüchtigterweise immer wieder verlängerte, lag nicht nur am Perfektionimus: "Während er einen Film gemacht hat, da war er der Chef. Hat er keinen Film gedreht, war er kein Chef mehr." Brauss scheint kein Mann solcher Allüren zu sein, er bevorzugt Understatement, auch beim Darstellen. "Die meisten Schauspieler machen einfach zu viel. Es reicht, etwas zu denken, das kriegt die Kamera schon mit."

Als das Gespräch den Western "Potato Fritz" von 1976 streift (mit Brauss und Kicker Paul Breitner), da verfinstert sich Brauss' Miene sichtlich: Denn immer wieder erscheinen DVDs seiner Filme, grummelt er, ohne dass er für sie vertraglich festgelegte Darstellerhonorare erhält. Das hätte er bei "Härte 10" einklagen müssen, erzählt er, und auch bei den 36 Folgen von "Großstadtrevier" - einer Reihe, die ihm Anfang der 90er Jahre viel Popularität einbrachte.

Im Juli tritt er bei den Luisenfestpielen in Wunsiedel auf, in Felix Mitterers Stück "Kein Platz für Idioten". "Ziemlich heavy" sei der Stoff über ein behindertes, deshalb verstecktes Kind einer Bauernfamilie, dessen sich nur ein alter Knecht annimmt. Als "guten Low-budget-Film" könnte er sich den Stoff vorstellen, etwa bei Arte, auch wenn das nicht in eine Fernsehlandschaft passe, die Brauss wenig gefällt. Im Saarbrücker Hotel hatte er abends noch in die "Wolfs Revier"-Fortführung bei Sat.1 geschaut und sich sehr gewundert. "Da lagen sofort zwei miteinander im Bett. Ich glaube, Derrick lag mit niemandem im Bett, 'Der Kommissar' auch nicht." Das Tränendrüsen-TV im Pilcher-Umfeld mag er ebenfalls nicht, aber manches muss man eben pragmatisch sehen: "Ich habe ja auch bei sowas wie 'Schöne Ferien' mitgespielt: Denn meine Frau wollte mal die Fidschi-Inseln sehen." Pragmatisch ist der 75-Jährige, der weit jünger wirkt, auch bei seiner Berufsbetrachtung. "So seit fünf, sechs Jahren bin ich weniger gefragt", glaubt er, "und die angebotenen Rollen, oft Kranke und Alte, mag ich nicht spielen - aber ich muss auch nicht."

"Ten": Heute 10 und morgen 17.15 Uhr im Cinestar 2.

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