Der Otto-Motor

Saarbrücken. Rechts ein Rüssel, links ein Rüssel, in der Mitte ein Mann, der so offensichtlich geliebt werden will wie keiner seiner Kollegen

 Otto Waalkes zählt die ganz neuen Gags seiner Show. Foto: Dietze

Otto Waalkes zählt die ganz neuen Gags seiner Show. Foto: Dietze

Saarbrücken. Rechts ein Rüssel, links ein Rüssel, in der Mitte ein Mann, der so offensichtlich geliebt werden will wie keiner seiner Kollegen. Immer wieder breitet Otto Waalkes die Arme aus und blickt herausfordernd in die Saarlandhalle, ein gestisches "Na, ist das nichts?" Nichts ist es nicht, sondern viel: viel Otto am Mittwochabend in Saarbrücken vor, laut Veranstalter, 2300 Menschen. Viele davon kennen den Friesen noch aus seinen TV-Shows der 70er Jahre und werden von ihm mittels der seligen "Eurovisions"-Melodie nostalgisch eingestimmt. Die Jüngeren kennen den 59-Jährigen durch dessen "Sieben Zwerge"-Filme, mit denen sich Waalkes ein neues Publikum herankalauerte, nachdem der Karriere-Glanz in den 90ern etwas ermattet war.

Dieses gemischte Publikum erfreut Waalkes mit einer Show, die er "Das Original" nennt und überwiegend mit Klassisch-Bewährtem bestreitet: Reporter Harry Hirsch greift zur Glasbausteinbrille, Robin Hood, "Rächer der Vererbten", verhaspelt sich wieder im Sherwood Forest, und auch "Der kleine grüne Kaktus" wird wieder mimisch nachempfunden. Wagt der Komiker sich in die Gegenwart, kommt ein Lied über sein Handy heraus oder ein Englischkurs über "email" und "chatroom", die er als "Emil" und "Scheißhaus" übersetzt. Da ist Otto, der Autor, schwächer als Otto, der Bühnenmensch. Als solcher agiert er allerdings exzellent, müht sich besonders um Kontakt mit der hintersten Reihe der Halle - während er die erste während eines launigen Koch-Sketchs (als Cuisinier "Louis Flamb&;") mit Wasser, Mehl und einem zerhackten Weißkohl bespritzt, bestäubt, bewirft.

Er verschenkt Plüsch-"Ottifanten" an die Jüngsten, muss beim brutalen Sächseln ("Üüühüü") selbst lachen, auch als er Kollegen wie Mario Barth und Rüdiger Hoffmann parodiert. Ein Profi mit Spaß an der Arbeit, dem man gar glauben mag, dass sein Honorar - Karten kosten 39 Euro aufwärts - bloß ein Bonus ist. "Dänen lügen nicht" und ein Meer winkender Arme im Bühnennebel beschließen den bunten Abend. Künstler und Publikum: erschöpft und zufrieden. tok

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