Der Mini-Start der Minipreneure

Saarbrücken. Es läuft nicht immer so, wie man sich das vorstellt. So ergeht es derzeit auch Peter Hartz (Foto: Ruppenthal) und seinem Projekt "Minipreneure". Im März war er damit gestartet, Langzeitarbeitslosen eine weitere Chance zu geben. "Wir verfolgen einen neuen Ansatz", wirbt der frühere VW-Personalvorstand für sein Konzept

Saarbrücken. Es läuft nicht immer so, wie man sich das vorstellt. So ergeht es derzeit auch Peter Hartz (Foto: Ruppenthal) und seinem Projekt "Minipreneure". Im März war er damit gestartet, Langzeitarbeitslosen eine weitere Chance zu geben. "Wir verfolgen einen neuen Ansatz", wirbt der frühere VW-Personalvorstand für sein Konzept. "Wir wollen die Langzeitarbeitslosen nicht in eine Weiterbildungs- oder Qualifizierungs-Maßnahme drängen, sondern ihre Talente wecken", erläutert er den Unterschied. Das Angebot ist für Leute gedacht, "die freiwillig ihr Leben neu gestalten wollen". Die selbst gesteckten Ziele hat Hartz bisher nicht erreicht. Um die Minipreneure nicht allein zu lassen, wollte er in 14 Städten und Gemeinden des Landes Ortseinheiten bilden, in denen die Langzeitarbeitslosen sich gegenseitig helfen sollen, wieder auf die Füße zu kommen und etwas Neues anzufangen - egal ob als Mini-Unternehmer oder mit kleinen Jobs, die die Grundlage zu einer künftigen Existenz bilden sollen. Von diesen 14 Ortseinheiten kamen bisher nur drei zustande - in Beckingen, Saarbrücken und Neunkirchen. 200 Teilnehmer sollten mitmachen, bislang sind etwas mehr als 70 registriert. Hartz geht davon aus, dass diese drei Gruppen so beständig sind, dass er sein Pilotprojekt der Minipreneure durchziehen wird, auch wenn ihm der große Wurf bisher versagt blieb. Das Projekt soll bis Ende 2012 laufen. Damit sich die örtlichen Gruppen nicht einfach nur treffen, sondern gezielt nach Chancen suchen, werden sei von einem so genannten "A-Trainer" betreut. Dieser hat selbst Erfahrungen mit der Arbeitslosigkeit gemacht "und weiß daher, worüber er redet", sagt Peter Hartz. Zusammen mit dem A-Trainer sollen die Langzeitarbeitslosen ihre Chancen und Talente entdecken. Die Gruppe soll auch Rückhalt geben, wenn es einmal nicht so gut läuft. Sie hilft auch dabei, dass Langzeitarbeitslose auch gesundheitlich auf die Füße kommen und das oft verloren gegangene Selbstbewusstsein wieder zurückkehrt. Die einzelnen Gruppen sollen sich außerdem in einem "sozialen Netzwerk" gegenseitig unterstützen. Hilfe erhalten sie auch von dem Saarbrücker Minipreneure-Zentrum. In Beckingen ist man bislang am weitesten. A-Trainerin ist dort Gertrud Benecke. "Wir sind ein sehr gutes Team, sind begeistert und motiviert", erzählt sie. Nach zehn Treffen hat man für einige bereits erste Perspektiven eröffnet. Sie selbst verkauft Angelzubehör und im Dezember Tannenbäume. Traditionelle Weiterbildungsträger mit Beschäftigungsangeboten hat Peter Hartz noch nicht für seine Idee begeistern können. Eine Anfrage bei der Neuen Arbeit Saar verlief im Sande. "Zurzeit streben wir keine Zusammenarbeit an", sagt Geschäftsführer Roland Müller. Auch die Bundesagentur für Arbeit und die Job-Center zeigen ihm bislang die kalte Schulter. Meinung

Nicht die kalte Schulter zeigen

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Dass das Projekt Minipreneure von Peter Hartz kein Senkrechtstarter wird, war abzusehen. Doch der ehemalige VW-Personalvorstand lässt sich durch Rückschläge nicht aus der Bahn werfen. Er zeigt Standfestigkeit und Beharrungsvermögen. Sein Ansatz, dass die Langzeitarbeitslosen nicht in irgendeine Maßnahme gesteckt werden, nur damit sie von der Straße sind, weicht von eingetretenen Pfaden ab. Er will mit Hilfe sozialer Netzwerke bei den Langzeitarbeitslosen verschüttete oder bislang unentdeckte Fähigkeiten und Talente fördern und sie dazu bringen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Die Sozial-Profis bei den Arbeitsagenturen, in den Job-Centern oder bei den Trägern sozialer Beschäftigungs-Maßnahmen mögen darüber die Nase rümpfen. Doch sie sollten Peter Hartz nicht nur die kalte Schulter zeigen, sondern die Zusammenarbeit suchen. Vielleicht können beide Seiten voneinander lernen.

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