Der Meister der Wunder-Fischöle

Bexbach · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche „stillen Stars“ stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: Die Bexbacher Firma KD-Pharma.

 Der Chemiker Rudolf Krumbholz in der neuen Fertigungshalle von KD-Pharma. Foto: Thorsten Wolf

Der Chemiker Rudolf Krumbholz in der neuen Fertigungshalle von KD-Pharma. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Eigentlich war es sein Arzt, der Rudolf Krumbholz vor Jahrzehnten auf die Geschäftsidee seines Lebens brachte. Der promovierte Chemiker hatte einige Beschwerden, und der Hausarzt meinte, das Beste dagegen seien Omega-3-Fettsäuren. Die höchste Konzentration von 30 Prozent finde sich in Lebertran, ein dünnflüssiges Fischöl, das schon ganze Kinder-Generationen widerwillig schlucken mussten.

Doch Omega-3-Fettsäuren gelten als wahres Wundermittel. Sie helfen unter anderem, die Blutfettwerte sowie den Blutdruck zu senken und die Durchblutung zu verbessern. Außerdem hemmen sie den Verlauf chronischer Entzündungen, beugen Herzinfarkten vor, halten die Augen gesund und sind wichtig für den Gehirnstoffwechsel. Die aktivsten Omega-3-Fettsäuren sind EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure). Sie sind in fettreichen Kaltwasser-Fischen wie zum Beispiel Makrelen oder Sardinen in großen Mengen vorhanden. 1988 hatte Krumbholz mit seinem Partner Michael Dorscheid die Firma KD-Pharma gegründet, die zunächst den chemischen Grundstoff Lactulose produzierte. Lactulose ist eine Zuckerverbindung, die unter anderem dabei hilft, die Darmflora zu verbessern. Doch das Omega-3 ließ ihn nicht mehr los. Er wollte eine Methode finden, um diese Fettsäuren in wesentlich höherer Konzentration, als dies bisher möglich war, zu raffinieren.

Dabei half dem Chemiker sein Spezialgebiet: Die Trennung (Separation) von biologischen Stoffen. Diese Trenntechnik erforschte KD-Pharma zusammen mit Professor Heinz Engelhardt am Institut für Physikalische Chemie der Universität des Saarlandes . Ergebnis war SFC (Super Critical Fluid). Hierbei handelt es sich um einen zweistufigen Prozess, bei dem aus Fischölen hoch konzentrierte Omega-3-Fettsäuren raffiniert werden können. Krumbholz ließ das Verfahren patentieren. 1994 baut er in Bexbach die erste Pilotanlage. Doch der Weg zur Massenfertigung war weit. 2006 war man am Ziel. Er konnte die Fettsäuren in großtechnischem Maßstab und mit der gewünschten Reinheit herstellen. 2008 wurde in Bexbach die zweite Anlage in Betrieb genommen. Heute kann er behaupten, "dass es weltweit höchstens fünf Firmen gibt, die Omega-3-Fettsäuren in dieser hohen Konzentration gewinnen können".

Doch den Turbo schaltete der 64-Jährige erst dieses Jahr ein. Insgesamt zehn Millionen Euro investiert er in drei neuen Chemiestraßen. Zwei stehen schon unter Dampf, die dritte soll bald fertig sein. Dadurch ist es möglich, die Produktion der hoch konzentrierten Omega-3-Fettsäuren von 250 Tonnen (2008) auf geplante 2000 Tonnen (2014) hochzufahren.

Die Nachfrage boomt, weil der Stoff in den USA, Europa und Korea inzwischen als Arzneimittel zugelassen ist. Das hat dann auch zur Folge, dass der Umsatz von zehn Millionen Euro in 2013 auf 30 Millionen Euro in 2014 ansteigen soll.

KD-Pharma liefert das Konzentrat an Spezialfirmen, die es dann auf Kundenwunsch in Gelatine-Pastillen füllen. Den Rohstoff erhält die Firma aus dem Südpazifik. Dort fällt das unkonzentrierte Bio-Öl als Abfallstoff bei der Fischmehl-Produktion an. Doch der Forscherdrang lässt Krumbholz nicht los. "Es ist auch möglich, die Substanz aus Algen zu gewinnen", meint er. "Wir sind zwar erst am Anfang, aber das schaffen wir auch noch."

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HintergrundKD-Pharma mit Standorten in Bexbach und Homburg gehört heute mehrheitlich dem Berliner Investment-Fonds Capiton, der 2013 eingestiegen ist und den derzeitigen Wachstumsschub finanziert. Im Jahr 2008 hatte Rudolf Krumbholz KD-Pharma an die niederländische Pharma-Gruppe Bioseutica verkauft. Diese ist heute noch an dem Unternehmen beteiligt. Weitere Firmen-Anteile halten Krumbholz selbst, sein Geschäftsführer-Kollege Oskar Groet und Verkaufsdirektor Peter Lempke. Die Zahl der Mitarbeiter ist seit dem Jahr 2010 von 24 auf 70 gestiegen. low

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