Der Kindersoldat im Unterbewusstsein

Es heißt, für das Album wurde das Schlagzeug auf einer Damentoilette aufgenommen. Stimmt das?Nowak: Das stimmt fast. Ein Mikrofon hing tatsächlich in der Damentoilette. Wir wollten, dass das Schlagzeug richtig schön scheppert. Also ließen wir die Notausgangstür offen. Direkt daneben war die Toilette. Wer ein gutes Ohr hat, wird es vielleicht heraushören

 Silbermond von links: Andreas Nowak, Stefanie Kloß, Thomas Stolle, Johannes Stolle. Foto: dpa

Silbermond von links: Andreas Nowak, Stefanie Kloß, Thomas Stolle, Johannes Stolle. Foto: dpa

Es heißt, für das Album wurde das Schlagzeug auf einer Damentoilette aufgenommen. Stimmt das?

Nowak: Das stimmt fast. Ein Mikrofon hing tatsächlich in der Damentoilette. Wir wollten, dass das Schlagzeug richtig schön scheppert. Also ließen wir die Notausgangstür offen. Direkt daneben war die Toilette. Wer ein gutes Ohr hat, wird es vielleicht heraushören.

Im Titelsong heißt es: "Wann reißt der Himmel auf - auch für mich?". Das klingt wehmütig und desillusioniert.

Kloß: Es geht um den Moment, auf den jeder schon einmal gewartet hat - in dem sich für einen der Himmel zu öffnen scheint. Ich fragte meine Mutter, ob sie "Himmel auf" als positiven oder negativen Song empfindet. Für sie birgt er viel Zuversicht in sich. Den Glauben daran, dass es irgendwie gut werden kann. Das trifft es wohl ganz genau.

Für das Video dazu konnten Fans selbst gedrehte Clips einsenden, in denen sie erklären, was für sie Glück ist. Zudem hat der Regisseur wahllos Menschen interviewt. Welches war das schönste Zitat?

Nowak: Ich mag den betagten Mann, der einfach sagt: "Glück ist, wenn die Sonne scheint." Er hat eine tolle Stimme und sagt das mit solch einer Freude - das hat mich sehr beeindruckt.

Und was ist Glück für Sie?

Kloß: Dass wir eine Familie haben und es ihr gut geht. Wir können nur deshalb unseren Job so konzentriert und unbekümmert erledigen, weil wir wissen, dass es jedem in der Familie gut geht. Außerdem sind wir dankbar dafür, dass wir tagtäglich einen inneren Antrieb verspüren. Wir wollen das ja alles machen - wir müssen nicht.

Ein Song sticht heraus: "Weiße Fahnen", der von Kindersoldaten handelt. Wie kam dieses Thema auf das Album?

Kloß: Unser Gitarrist Thomas (Stolle) und ich waren vor drei Jahren für unser Projekt "Fans helfen" in Kamerun, um eine Schule einzuweihen. Ein Fotograf hat uns begleitet, der schon oft in Kriegsgebieten unterwegs war. Auch im Kongo, wo ihn ein Zehnjähriger mit einer Waffe bedroht hatte. Da merkt man schnell, wie weit entfernt manche Dinge für einen sind, aber wie real sie dennoch sind. Diese Geschichte blieb in meinem Unterbewusstsein hängen. Es dauerte nur einige Zeit, bis ich darüber einen Text schreiben konnte.

Sie pflegen eine engen Draht zu Ihren Fans. Warum?

Nowak: Für uns ist das selbstverständlich. Seit den Anfängen - als wir nach dem Konzert noch selbst abbauten und uns Fans in Gespräche verwickelten oder nach Autogrammen fragten. Wir rechnen es den Fans hoch an, dass sie sich Urlaub nehmen, um viele Kilometer zu einem unserer Konzerte zu fahren. Dafür geben wir gerne etwas zurück.

Silbermond: "Himmel auf" (Sony). Konzert: 12. Dezember, Saarlandhalle Saarbrücken.

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