Der intellektuelle Meisterschneider

Hamburg. Sein Freitod im Februar 2010 schockierte die Modewelt. Der britische Stardesigner Lee Alexander McQueen (1969-2010) galt als genialer Querdenker der Branche. Seine Prêt-à-porter-Kreationen für das Haus Givenchy und sein eigenes Label Alexander McQueen waren bei Stilikonen wie Lady Gaga oder Björk ebenso gefragt wie bei Sammlern und Museen

 Kunstvoll bedruckter Stoff, extravagantes Design: Ein Kleid von Alexander McQueen. Foto: Maria Thrun/Museum

Kunstvoll bedruckter Stoff, extravagantes Design: Ein Kleid von Alexander McQueen. Foto: Maria Thrun/Museum

Hamburg. Sein Freitod im Februar 2010 schockierte die Modewelt. Der britische Stardesigner Lee Alexander McQueen (1969-2010) galt als genialer Querdenker der Branche. Seine Prêt-à-porter-Kreationen für das Haus Givenchy und sein eigenes Label Alexander McQueen waren bei Stilikonen wie Lady Gaga oder Björk ebenso gefragt wie bei Sammlern und Museen. Auch das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe erwarb immer wieder herausragende Einzelstücke. Jetzt hat die Kuratorin der Abteilung Mode und Textil, Alexandra Riley, unter dem Titel "Alexander McQueen. Inspirations. Fashion Design" eine kleine, aber feine Schau mit 30 Exponaten des ebenso erfolgreichen wie rebellischen Modedesigners zusammengestellt. Beispiele aus der umfangreichen Modesammlung des Hauses ergänzen die Präsentation. Zu sehen sind etwa Kreationen von McQueens Londoner Kollegin Vivienne Westwood, aber auch historische Referenzobjekte vom 14. bis 19. Jahrhundert."Wir haben über die letzten zehn Jahre so viel von Alexander McQueen gesammelt, dass wir ihn gut einmal ausstellen können", erläutert Alexandra Riley. "Wir waren dabei, seine Kreationen gezielt zu sammeln, als er starb. Und wir hatten das Gefühl, dass wir da etwas ganz Besonderes kaufen." Der aus einfachen Verhältnissen stammende Modemacher absolvierte eine klassische Ausbildung zum Maßschneider auf der berühmten Londoner Herrenschneidermeile Savile Row. Später studierte er am renommierten Central Saint Martins College of Arts and Design. 1996 wurde er Chefdesigner des Pariser Labels Givenchy, wo vorher schon sein exzentrischer Kollege John Galliano die Kollektion aufgemischt hatte. "Ich denke, dass die Briten sehr kreativ sind, gerade was die Mode betrifft", erläutert Alexandra Riley. "Aber es ist keine allzu große Szene." McQueen erhielt, ebenso wie Galliano und Westwood, gleich mehrmals den British Design Award.

"Was sich durchzieht bei den Exponaten unserer Sammlung, ist diese Neigung zu ganz exklusiven, nur für seine Mode angefertigten Materialien und Stoffen", so Riley. Herzstück der Ausstellung sind drei Kreationen aus McQueens letzter Kollektion mit dem inoffiziellen Titel "Angels and Demons". Hierfür verwendete er digital bedruckte und aufwendig gewebte Stoffe, die von Gemälden und Altarbildern aus dem Mittelalter und der Renaissance inspiriert sind. Alexandra Riley: "So etwas kann man nicht auf der Stoffmesse in Mailand kaufen, das wurde nur für ihn angefertigt." In Alexander McQueens Entwürfen treffen die Tugenden der klassischen britischen Mode auf Einflüsse vom Rokoko bis hin zu Stanley Kubricks futuristischen Filmen. "Für mich hat das eine konstante Klasse, die ihre Inspiration aus verschiedenen Welten bezieht", so die Kuratorin. Auf seinen bildgewaltigen Modenschauen traten die Models extrem geschminkt auf überhohen Schuhen und mit futuristischen Kopfbedeckungen auf. McQueen war der erste, der seine Defilees per Livestream ins Internet stellte und ihnen so die Exklusivität nahm. In der Hamburger Ausstellung vermitteln mehrere Projektionen Eindrücke von McQueens oft provokanten Defilees, in die er auch immer wieder verunstaltete, behinderte oder übergewichtige Models integrierte, um so die gängigen Schönheitsideale zu hinterfragen.

Der Meisterschneider beherrschte nicht nur sein Handwerk, er hatte vor allem ein unglaubliches Gespür für innovative Konzepte. Sein Credo: "Du musst die Regeln beherrschen, bevor du sie brichst." Wie er Kleidungsstücke dekonstruierte und ironisierte, zeigt die Schau am Beispiel eines uniformartigen Herrenmantels, den er durch radikale Einschnitte und das Einfügen anderer Stoffarten in eine völlig neue Kreation verwandelte. "Es hat etwas Intellektuelles", findet Kuratorin Alexandra Riley. "Egal, ob man es jetzt persönlich mag oder nicht, er hat es großartig gemacht."

Die Ausstellung läuft bis 6. Mai. Di-So: 11-18 Uhr, Do: 11-21 Uhr.

mkg-hamburg.de

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