Der Harte und Zarte aus der zweiten Reihe

Saarbrücken. Wer mit seinen bekanntesten Filmen wie "Die Zeitmaschine" und "Die Vögel" aufgewachsen ist, für den war es eine Freude, Rod Taylor (Fotos: SZ, Universal) nun noch einmal in einem neuen Kinofilm zu sehen

Saarbrücken. Wer mit seinen bekanntesten Filmen wie "Die Zeitmaschine" und "Die Vögel" aufgewachsen ist, für den war es eine Freude, Rod Taylor (Fotos: SZ, Universal) nun noch einmal in einem neuen Kinofilm zu sehen. Vom Rentnerdasein in Hollywood war er nach Potsdam gereist, um in Quentin Tarantinos Weltkriegs-Groteske "Inglorious Basterds" den englischen Premier Winston Churchill zu spielen - leider in einer allzu kurzen Szene, in der er nicht mehr als eine Handvoll Worte sagen durfte. Dennoch: Da wehte ein Hauch altes Hollywood durch den Film. Dort war Rod Taylor auch in seiner besten Zeit, den 60er Jahren, nie der ganz große Star. Aber ging es um die Verbindung von brusthaarumkränzter Männlichkeit und einem ironischen Augenzwinkern, kam man an Rod Taylor, dem Mann mit der Heldenbrust und den feminin langen Wimpern, kaum vorbei. Aus seiner australischen Heimat war er Ende der 50er nach Hollywood gekommen, mit einem breiten Akzent, aber Talent, das ihm schnell die Hauptrolle in einem utopischen Film einbrachte, der zum Klassiker avancierte: Als Reisender zwischen den Epochen in "Die Zeitmaschine" (1959) nahm man ihm ebenso den Erfinder ab wie den Actionhelden, der sich in der Zukunft mit Kannibalen prügelt. Alfred Hitchcock besetzte ihn 1963 in "Die Vögel". Seine liebste Rolle spielte Taylor ein Jahr später - den irischen Dramatiker Sean O'Casey in "Cassidy, der Rebell", seine charmanteste wiederum ein Jahr später: einen Agenten in "L - Der Lautlose", der wie James Bond das süße Leben liebt, für Schießereien und Abenteuer aber keinerlei Interesse hegt.

Von den actionbetonten Filmen, darunter der exzellente und abgrundtief finstere Söldnerstoff "Katanga" (1968), kam Taylor nur schwer los. Umso mehr freute er sich, als ihn Michelangelo Antioni 1970 in seinen Film "Zabriskie Point" besetzte. Der Sprung in Richtung Autorenkino gelang dennoch nicht, Taylor kam von den kernigen Helden nicht weg, während seine Karriere langsam versandete, er sich vom Kino dem Fernsehen zuwandte. Bis in die 90er Jahre konnte man ihn immer mal wieder in TV-Gastrollen sehen; ansonsten malte und töpferte er oder - die Freizeitbeschäftigung vieler Filmrentner - signierte Fotos bei Filmsammlerbörsen. Der bodenständige Taylor sieht das pragmatisch: "Irgendwann kommen jüngere Kollegen, die das alles besser können als man selber. Das ist ganz normal, dann ist man halt weg vom Fenster". Schön, dass ein Film den reifen Profi nun noch einmal in Erinnerung gerufen hat.

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