Der große Mahner: Autor Ralph Giordano ist gestorben

Köln · Der Schriftsteller und Journalist Ralph Giordano ist gestern im Alter von 91 Jahren in Köln gestorben. Er machte sich vor allem als Mahner gegen rechtsextreme Entwicklungen einen Namen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD ) würdigte ihn als "beredten Zeitzeugen der Nazi-Verbrechen" und "mutigen Streiter gegen jede Form von Antisemitismus".Als Sohn einer Jüdin und eines Sizilianers war er dem Holocaust nur knapp entkommen.

"Es ist eine Lebensphase, die alles geprägt hat, was ich danach getan habe."

Giordano hat 23 Bücher geschrieben, von denen viele Bestseller wurden. Die autobiografische Familiensaga "Die Bertinis" (1982), "Die zweite Schuld oder von der Last ein Deutscher zu sein" (1987) oder auch "Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte" (1989) gehören zu den Hauptwerken. Viel beachtet ist auch seine Autobiografie "Erinnerungen eines Davongekommenen" (2007). Als Fernsehjournalist drehte er rund 100 Filme in aller Welt. Zuletzt stieß er mit Äußerungen zum Islam, zu einer aus seiner Sicht gescheiterten Integration von Muslimen und zum Bau der Kölner Zentralmoschee auf Kritik.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte tiefe Trauer und Bestürzung über seinen Tod. Giordano habe seine Meinung auch dann unmissverständlich formuliert, wenn es unbequem war, erklärte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster.

1994 hatte Giordano den Homburger Siebenpfeiffer-Preis erhalten, der Journalisten für demokratisches Engagement ehrt. Angesichts drohender Fremdenfeindlichkeit sagte er damals in seiner Homburger Rede: "Schützen wir unser Vaterland, denn wir haben nur eins."

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