Der Flügel als Feuerwalze: Konzert mit Arcadi Volodos

Homburg. Der Pianist Arcadi Volodos ist ein Publikumsmagnet. Der Homburger Saalbau war beim Meisterkonzert am Donnerstag, auch mit viel Jugend, gut besetzt. Der russische Virtuose erfüllte die großen Erwartungen. Mit kurzen "Préludes, Études, Guirlandes" führt er attacca in die irisierende Klangwelt Alexander Skrjabins bis hin zur ekstatischen "Weißen Messe", der 7

Homburg. Der Pianist Arcadi Volodos ist ein Publikumsmagnet. Der Homburger Saalbau war beim Meisterkonzert am Donnerstag, auch mit viel Jugend, gut besetzt. Der russische Virtuose erfüllte die großen Erwartungen. Mit kurzen "Préludes, Études, Guirlandes" führt er attacca in die irisierende Klangwelt Alexander Skrjabins bis hin zur ekstatischen "Weißen Messe", der 7. Sonate. Dann "Himmlische Süße" mit mystischen Glockenklängen. Volodos sitzt dabei bequem auf einem normalen Stuhl, nutzt die Rückenlehne, scheint ganz für sich zu spielen. Ohne spektakuläre Attitüde, aber mit spektakulärer Technik und faszinierender Klanggewalt. Maurice Ravels "Valses nobles et sentimentales" ertrinken nicht im Pedal, sondern werden, klar strukturiert, zum schwungvollen Kaleidoskop des Wiener Walzers von Schubert bis Lehar. Auch deutsche Romantik kann Volodos. Schumanns "Waldszenen", poetisch, humorvoll, gespenstisch. Der Tastenartist ist ein begnadeter Klangzauberer: Empfindsamkeit, nicht aufgesetzt, sondern überzeugend. Dann der Kontrast: Franz Liszts "Dante-Sonate" nach der Lektüre der "Göttlichen Komödie". Das Bravourstück hält alles bereit, was Pianisten (und Klaviere) können müssen. Mit gewaltigen Akkorden öffnet sich der Höllenschlund. Als lyrisches Gegengewicht fungiert die Qual der ruhelosen Schatten, das tragische Los der Verdammten. Krachend die Oktaven des niederschmetternden Urteilsspruchs. Die Feuerwalze aus Dantes Unterwelt ist gnadenlos, der Flügel bebt - Volodos steht auf, als wäre nichts gewesen. Begeisterte Bravos. Er lässt sich nicht lange bitten. Zugaben von Skrjabin und ein romantisches Barock-Betthupferl (Vivaldi) runden den emotional weiten Spannungsbogen. fa

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