Der Fall Hegemann: Ist Originalität eine Frage von "Copy & Paste"?

Berlin. Helene Hegemann, die 17-jährige Autorin des Überraschungsbestsellers "Axolotl Roadkill" (derzeit auf Platz fünf der "Spiegel"-Bestsellerliste und bald wohl auch für den Deutschen Buchpreis nominiert), ist unter massive Plagiatsvorwürfe geraten. Auf der Internetseite www.gefuehlskonserve

Berlin. Helene Hegemann, die 17-jährige Autorin des Überraschungsbestsellers "Axolotl Roadkill" (derzeit auf Platz fünf der "Spiegel"-Bestsellerliste und bald wohl auch für den Deutschen Buchpreis nominiert), ist unter massive Plagiatsvorwürfe geraten. Auf der Internetseite www.gefuehlskonserve.de wirft ihr der Blogger Deef Pirmasens - der Name ist eine Remineszenz an seinen pfälzischen Geburtsort - vor, ganze Passagen ihres Buches aus dem 2009 im Berliner Kleinverlag SuKuLTur erschienenen Roman "Strobo-Technoprosa aus dem Berghain" eines Autors mit Künstlernamen Airen übernommen zu haben. Airen schildert darin die drogengestützten Abgründe im Berliner Technoclub Berghain, einer der Schauplätze in Hegemanns Roman. In seinem Kulturblog vergleicht Pirmasens Passagen aus Hegemanns Buch mit denen von Airen und findet frappierende Übereinstimmungen - bis in die Wortwahl hinein. Hegemann entschuldigte sich gestern in einer von ihrem Verlag (Ullstein) verbreiteten Stellungnahme. Sie sei "total gedankenlos und egoistisch" gewesen, weil sie nicht alle Menschen erwähnt habe, deren Gedanken und Texte ihr geholfen hätten. Wobei sie, wie die FAZ gestern schrieb, seit der zweiten Auflage ihres Romans bei den Quellenangaben auch Airen namentlich nennt. Zugleich verteidigte sie ihre Arbeitsweise: "Das, was wir machen, ist eine Summierung aus den Dingen, die wir erleben, lesen, mitkriegen und träumen. Originalität gibt's sowieso nicht, nur Echtheit", schrieb sie. Derweil will Ullstein beim SuKuLTur-Verlag eine nachträgliche Abdruckgenehmigung erwirken. Der Fall Hegemann offenbart, dass sich in den Zeiten von Copy & Paste Urheberrechtsfragen in gewisser Weise neu stellen. Weil im Internet alles Erdenkliche auf Knopfdruck abrufbar ist, scheinen für Netzsurfer die Trennlinien zwischen eigenen und fremden Gedanken zu zerfließen. dpa/cis

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