Der dicke Mantel wird zur Mangelware

Köln. In den deutschen Innenstädten locken derzeit viele Geschäfte mit Preisnachlässen an den Kleiderständern. Plakate werben mit "Sale" - unbeeindruckt davon, dass der Begriff gerade zum "nervigsten und überflüssigsten Wort des Jahres" gekürt wurde

Köln. In den deutschen Innenstädten locken derzeit viele Geschäfte mit Preisnachlässen an den Kleiderständern. Plakate werben mit "Sale" - unbeeindruckt davon, dass der Begriff gerade zum "nervigsten und überflüssigsten Wort des Jahres" gekürt wurde. Manch ein Händler veranstalte geradezu einen vorgezogenen Schlussverkauf, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Textileinzelhandels (BTE), Jürgen Dax, gestern in Köln. Wegen der frostigen Temperaturen sei bei richtiger Winterware wie Mänteln oder Anoraks vieles bereits weg. "Viele Geschäfte haben sogar schon verzweifelt versucht, Handschuhe, Mützen oder Schals nachzubekommen - das hat es seit Jahren nicht gegeben", sagte Dax. Die in dieser Saison besonders angesagten Stricksachen etwa hätten sich in den vergangenen Wochen so gut verkauft, dass gar nicht mehr viel da sei, was reduziert werden könnte. Viele Rabatte bezögen sich daher "auf eher klassische Dinge" wie Hemden, Anzüge oder Blusen. Besonders Eigenmarken-Artikel der Geschäfte seien günstiger zu bekommen - "wahrscheinlich weil die Fremdmarken-Lieferanten nicht so erfreut sind, wenn ihre Produkte zu früh zu stark reduziert werden". Die meisten Preisnachlässe lägen bei 20 Prozent, in Einzelfällen gebe es auch Ausreißer bis zu 50 Prozent, sagte Dax. Reduziert hätten vor allem bundesweit tätige Ketten und große Häuser. "Das ist auch kein Wunder, denn die gehören nicht zu den Gewinnern des letzten Jahres", sagte der BTE-Chef. "Insofern machen die Filialisten jetzt Druck und wollen ihre Lager räumen." Mittelständische Fachgeschäfte, die im Jahr 2009 recht gut abgeschnitten hätten, hielten sich bei den Rabattaktionen momentan aber noch etwas zurück. Dass die ersten großen Rabattaktionen bereits direkt nach Weihnachten beginnen, sei in der Vergangenheit auch schon so gewesen, erläutert Dax. "Zwischen den Jahren" haben viele Verbraucher Zeit, durch die Stadt zu bummeln und in den Läden zu stöbern. Auch das Wetter spielt eine Rolle. Außerdem erfolgt im Handel gerade der Wechsel von der Winter- zur Frühlingsmode sehr schnell, vor allem im hochpreisigen Bereich. Die Liefertermine und die Messen liegen zeitlich immer früher, deshalb stehen die Händler unter Druck, die Ware schneller auszutauschen. Verbraucher, die noch Winterkleidung kaufen wollen, sollten sich eher sputen, riet Dax. "Wer allerdings Übergangsware sucht, der sollte ruhig noch ein bisschen abwarten." Der eigentliche Winterschlussverkauf beginnt schließlich erst am 25. Januar.

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