Krach zwischen DFB und DFL Der deutsche Fußball steht vor einem heißen Herbst

FRANKFURT Die schleppende Aufarbeitung des historischen WM-Debakels der Nationalmannschaft hat die alten Gräben zwischen dem Amateur- und Profifußball im Deutschen Fußball-Bund (DFB) wieder aufgerissen.

Wochenlang gab es von den Vertretern der Bundesligavereine kaum Kommentare zum blamablen Scheitern in Russland und dem desaströsen Umgang mit der Erdogan-Affäre. Doch seit einigen Tagen wird – angeführt von der Abteilung Attacke des FC Bayern – verbal aus allen Rohren gefeuert. Der Machtkampf ist in vollem Gange.

Es war noch nie eine Liebesbeziehung zwischen dem DFB mit seinen mehr als 25 000 Amateurvereinen und der Deutschen Fußball Liga (DFL), seit sich die Dachorganisation der 36 Proficlubs Ende 2000 gegründet hat. Zu gegensätzlich sind die Interessen, zu unterschiedlich die Arbeitsweisen. Zoff blieb da nicht aus. So wie zuletzt Ende 2015, als die Amateure nach dem Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach im Zuge der Affäre um das WM-Sommermärchen ohne Rücksprache mit den Profivertretern ihren Kandidaten Reinhard Grindel auf den Chefsessel hievten.

Unter Grindels Führung hat der DFB in diesem Sommer keine gute Figur abgegeben und sich auf allen Ebenen angreifbar gemacht. Doch den ehrenamtlichen Entscheidungsträgern in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise die alleinige Schuld an der Krise zuzuschieben, wie es zuletzt Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge tat, wird der Sache nicht gerecht. Immerhin sitzen im 17-köpfigen DFB-Präsidium auch fünf Vertreter des Profibereichs.

Die DFL-Granden – Geschäftsführer Christian Seifert und Ligapräsident Reinhard Rauball – mahnen nun vehement professionellere Strukturen im Verband an. Das hört man beim gemeinnützigen DFB mit seinem riesigen Amateurlager nicht gern. Doch kann man sich dem Thema auf Dauer verschließen? Die Geduld der Profivertreter, die ihre Forderungen nicht erst seit der Russland-Pleite vortragen, scheint aufgebraucht. „Ich glaube, dass die Zeit überfällig ist, innerhalb des DFB eine Struktur zu diskutieren, die endlich klar trennt zwischen einem professionellen hauptamtlich bezahlten Management und einem Aufsichtsgremium bestehend aus Amateur- und Profifußballvertretern“, betont Seifert. Dem Top-Manager, unter dessen Führung der deutsche Profifußball in völlig neue finanzielle Dimensionen vorgestoßen ist, sind die teilweise amateurhaften Arbeitsabläufe im DFB schon lange ein Dorn im Auge.

Schließlich wird im Verband neben der Nationalmannschaft auch der Nachwuchsbereich verantwortet – und dort entscheidet sich maßgeblich die künftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Fußballs, die wiederum auch Auswirkungen auf die Einnahmen der Vereine hat. In der U15, U17 und U19 aber hat Deutschland den Anschluss an die internationale Spitze verloren.

Ob sich der DFB zu tiefgreifenden Strukturveränderungen durchringen wird, ist offen. Erst Ende August will Bundestrainer Joachim Löw seine umfassende WM-Analyse präsentieren. Solange scheint der sportpolitische Betrieb in der Verbandszentrale zu ruhen. Keiner wagt sich aus der Deckung – zumal im September die heikle Vergabe der Europameisterschaft 2024 ansteht. Eine Niederlage gegen den Mitbewerber Türkei würde dem angekratzten Image des DFB weiter schaden und Präsident Grindel noch mehr schwächen.

Die Profivertreter wollen die Füße jedoch nicht länger stillhalten. Bei einem geplanten Treffen mit dem DFB-Boss, Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff soll noch in diesem Monat Klartext geredet werden. Dem deutschen Fußball steht ein heißer Herbst bevor.

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