Der „Buchladen“ in Saarbrücken erhält den Deutschen Buchhandlungspreis

Saarbrücken · Der Deutsche Buchhandlungspreis zeichnet inhabergeführte Läden aus, die innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich in der der Lese- und Literaturförderung engagieren. „Der Buchladen“ in Saarbrücken erhält nun einen der Preise und eine Prämie von 7000 Euro: Er zählt zu den „100 hervorragenden Buchhandlungen Deutschlands“ – und feiert das heute ab 17 Uhr mit seinen Kunden.

 Das „Buchladen“-Team, von links: Ilka Fugmann, Marika Klein, Frank Peters, Anette Mantwill, Lisa Huber und Paul Philippi. Foto: Martin Krämer

Das „Buchladen“-Team, von links: Ilka Fugmann, Marika Klein, Frank Peters, Anette Mantwill, Lisa Huber und Paul Philippi. Foto: Martin Krämer

Foto: Martin Krämer

Untergangs-Propheten ist nicht zu trauen. Dazu rät zumindest Paul Philippi. Er arbeitet in einer Branche, durch deren Läden immer wieder mal ein "Das Ende ist nahe" geraunt wird. Philippi verkauft Bücher - zusammen mit Ilka Fugmann, Marika Klein, Frank Peters, Anette Mantwill und Lisa Huber. Mitten im Nauwieser Viertel liegt ihr Buchladen, der sich auch ganz schlicht so nennt: "Der Buchladen".

Als er vor 42 Jahren gegründet wurde, hatte er noch den Zusatz "politisch" im Namen. Auf politische Literatur will sich das Team aber schon lange nicht mehr beschränken. 1982 wurde aus dem Buchladen-Kollektiv, das bereits seit 1970 einen Büchertisch in der Mensa an der Uni betrieben hatte, eine GmbH. Weil diejenigen, die Anteile an dieser Gesellschaft mit beschränkter Haftung halten, auch im Laden mitarbeiten, gilt der Buchladen als "inhabergeführt". Das wiederum, sagt Paul Philippi, sei einer der wesentlichen Voraussetzungen dafür, dass man sich um einen der deutschen Buchhandlungspreise habe bewerben dürfen.

Die Bewerbungsmappe zusammenzustellen habe "ganz schön Arbeit gemacht", sagt Philippi. Aber man habe sich gedacht: "Schon um selbst mal zu sehen, was wir in den vergangenen Jahren alles so gemacht haben, lohnt es sich." Und das war einiges: Lesungen und Büchertische organisieren, klar, das machen einige Buchhandlungen im Saarland. Aber seit zwölf Jahren ein eigenes Boule-Turnier mitten in Saarbrücken zu organisieren, das ist einzigartig. Auch von den Polaroid-Fotos, auf denen sich Kunden vor einigen Jahren mit ihrem Lieblingsbuch verewigt haben, spricht manch einer noch heute im Nauwieser Viertel.

Etwas Besonderes sei auch, dass "alle, die im Laufe der Zeit zum Team dazugekommen sind, schon ihre Buchhändlerausbildung hier absolviert haben", sagt Philippi. "Jede, jeder hat unterschiedliche literarische Vorlieben und diese lassen wir natürlich in unser breitgefächertes Sortiment einfließen" - auch das gehöre zum Erfolgsrezept. Persönliche Beratung und ein Sortiment, in dem der ein oder andere Bestseller womöglich fehlt, das den Kunden dafür aber Überraschungen bietet, sorgen dafür, dass es etwas gibt, ohne das so ein kleiner Laden nicht existieren könnte: Stammkundschaft.

Nach wie vor werden alle Entscheidungen gemeinsam getroffen. Das mache das Arbeiten im Buchladen womöglich etwas umständlicher als in den großen, straff organisierten Läden, es hält den Betrieb aber auch am Leben.

Er und seine Mitstreiter wollen sich "kein Urteil erlauben", ob die nächste Generation noch viel Interesse an gedruckten Büchern hat, sagt Philippi. Aber er glaubt an die Zukunft des Buches. Dessen Untergang sei schon vor mehr als zehn Jahren prophezeit worden. Wie der Untergang des Kinos, als große Fernseher und DVDs beliebt wurden. Die Leute gehen aber immer noch ins Kino - und in Buchhandlungen . Der Untergang werde recht oft vertagt.

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