Der Boss im Blues-Ring: Michael van Merwyks Saarbrücker Konzert

Saarbrücken · Sie gehören zum Besten, was die Blues-Szene derzeit in Deutschland zu bieten hat: Michael van Merwyk und seine Band Bluesoul. Gestern gab's am Saarbrücker Schloss ein fulminantes Gastspiel.

Der Mann ist ein Hüne, entsprechend tönt seine Stimme: voluminös, tief, raumfüllend. Mit dem Organ könnte er das Telefonbuch absingen, selbst da würden einem wohlige Schauer den Rücken herunter rieseln. Die Rede ist von Michael van Merwyk, der mit seiner Band Bluesoul gestern zur Matinée der Reihe "Sonntags ans Schloss" in Saarbrücken Station machte. Seit dem ersten Besuch im vergangenen Jahr zählt die Gruppe zu den Glanzlichtern der Open-Air-Konzerte im Schlossgarten.

Merwyk strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Er kann es sich leisten, bei ausgedehnter Moderation sich und die Seinen witzig durch den Kakao zu ziehen. Und ihm verzeiht man sogar, wenn er das Auditorium zum Mitklatschen und Mitträllern animiert - auch das gelingt mit gewinnend rauem Charme. Der Eindruck der Souveränität trifft genauso auf Merwyks Gitarrenspiel zu: ob gegriffene oder mit dem Slide-Röhrchen gespielte Soli: Der Bärtige aus Westfalen hat ein Gespür für die goldrichtigen Töne. Selbiges gilt für Merwyks Kompositionen, die viel Autobiografisches erzählen, wie etwa der Song "Happy man", kräftig augenzwinkernd seiner Ex-Frau gewidmet.

Klar, Merwyk ist auf der Bühne der Boss - aber das aufmerksame und dynamisch variantenreiche Miteinander mit den Begleitern spielt eine entscheidende Rolle beim Gelingen eines Blues-Cocktails, der sicherlich zum Besten gehört, was das Genre derzeit in Deutschland zu bieten hat. Von der gefühlvollen Kooperation mit dem kongenialen Gitarristen Jochen Bens bis zum elastisch arbeitenden, auf allen Blueswegen kompetenten Rhythmusduo Olli Gee (E-Bass) und Bernhardt Weichinger (Schlagzeug). Die stilistische Palette reichte hier von swingendem Shuffle über Country-Schwingungen, lässige Funky-Grooves bis zu kernig rockigen Gefilden und Southernrock-Anklängen. Eine besondere Spezialität von Merwyk & Bluesoul sind Balladen, teils mit Jazzflair, die im Zeitlupentempo nahezu entrückt dahinschwebten - da schienen die Uhren stehen zu bleiben. Selten wird im Schlossgarten gerade leise Kost so begeistert aufgenommen wie bei Merwyks Gastspiel. Das Publikum forderte nach dem Zwei-Stunden-Auftritt noch Zugaben.

"Sonntags ans Schloss" am 24. August: Matinee (11 Uhr) mit der Blues-Gruppe Dynamite Daze; Kultur für Kids (15 Uhr) mit Peppi Hampels "musikalischen Clownereien"; und die Soiree (18 Uhr) mit A-cappella-Gesänge von "High Five". Eintritt frei.

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