Denkmale jenseits des Guten und Schönen

Saarbrücken · Am 8. September ist bundesweiter „Tag des offenen Denkmals“. Erstmals ist Saarbrücken Gastgeberin der offiziellen Eröffnungsfeier. Rund 50 Bauwerke im Saarland stehen der Bevölkerung an diesem Tag offen.

Zum ersten Mal fiel die Wahl auf das Saarland, zum ersten Mal steigt die Eröffnungsfeier des bundesweiten "Tags des offenen Denkmals" in Saarbrücken. Und das nicht nur, weil das Saarland ohnehin längst mal an der Reihe war, sondern auch weil man im Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags ein Zeichen im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft setzen wollte. "Noch näher an Frankreich kann man diesen Tag nicht feiern", betonte Wolfgang Illert, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, gestern bei der Vorstellung des Programms.

Am 8. September öffnen bundesweit rund 7500 denkmalgeschützte Bauwerke ihre Tore. In Saarbrücken sind es rund 25, im restlichen Saarland sind es noch einmal genauso viele. Das Motto lautet in diesem Jahr "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?". "Unbequem", das kann in diesem Fall vieles bedeuten: Seien es Bauwerke, deren Erhalt umstritten ist, oder Bauten, die eine dunkle Seite der deutschen Geschichte repräsentieren, oder schlichtweg solche, die nicht dem gängigen Schönheitsbegriff entsprechen.

Solche "unbequemen" Denkmale gibt es im Saarland reichlich. So erinnert etwa der Westwallbunker in Heusweiler, erbaut 1938, an die Nazi-Zeit. Paradebeispiel eines umstrittenen Bauwerks ist in den Augen von OB Charlotte Britz das Saarbrücker Schloss. An der Frage der Neugestaltung des Mittelbaus entzündeten sich vor einigen Jahren hitzige Debatten - "heute ein wunderschönes Gebäude", wie Britz findet. Das Schloss wird auch Kulisse der Eröffnungsfeier sein, am 8. September um 11 Uhr. Danach gibt es einen Rundgang zu besonders sehenswerten Denkmalen der Stadt. Um 13 Uhr lädt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer mit der französischen Kulturministerin Aurélie Filippetti zu einem Festakt. Seinen Abschluss findet der Tag bei einem Konzert ("Grundton D") um 17 Uhr in der Ludwigskirche.

Kulturminister Ulrich Commerçon, dessen Arbeitsplatz, das Ministerium, selbst ein "unbequemes" Denkmal ist, betonte, dass der Denkmalschutz auch in Zeiten knapper Kassen nichts an Bedeutung verloren habe. Zu wichtig sei er, um die kulturellen Zusammenhänge einer Gesellschaft zu erhalten.

Der "Tag des offenen Denkmals" feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Vor 20 Jahren wurde er in Deutschland erstmals begangen. Damals machten 1200 Kommunen 3500 Denkmale zugänglich. Zwei Millionen Besucher nutzten die Chance, historische Gebäude zu besichtigen, die zum Teil sonst gar nicht zugänglich sind. Inzwischen hat sich die Zahl der Kommunen, Denkmale und auch Besucher mehr als verdoppelt.

Das Programm steht unter www.saarbruecken.de/denkmal

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