Den Saarländern in „Jacques Bistro“ aufs Maul geschaut

Schwalbach · „Schwenker's Paradise ist das Saarland.“ Tosender Applaus.

Doch vom Plan - das Saarland ins Reich neueinzugliedern, als Touristenattraktion, gar unter pfälzischer Vorherrschaft - waren die Gäste von "Jacques Bistro" ebenso wenig begeistert wie Bistrobesitzer Jacques alias Detlev Schönauer. Am Freitagabend machte der Kabarettist im Rahmen der Musikfestspiele Saar in Schwalbach Station. Sehr zur Freude von Oberbürgermeister Hans-Joachmin Neumeyer und dem Festspieleleiter Robert Leonardy, der "Humor gegen die Unbill des Lebens" empfahl. An diesem Abend ein leicht zu beherzigender Rat.

Im fast voll besetzten Gemeindesaalbau begrüßte Schönauer zunächst als geschwätziger Jacques in Französisch gefärbtem Saarländisch das Publikum von "Schwale-di-bach". Auch die Zugezogenen, Auswärtigen und sogar die Pfälzer, "die natürlichen Feinde der Saarländer." Dass Jacques in mehr als dreißig Jahren seine saarländische Lektion gelernt hat, bewies er nicht nur mit seiner saarländischen Völkerkunde. Für seine profunden Kenntnisse saarländischer Sprachregelungen ("holle" statt nehmen, "genn" statt werden) und Alltagskommunikation ("Unn?" "Och joo") hat er dem Saarvolk lange aufs Maul geschaut. Und auch in die Häuser und Garagen der Eigenheimprofis, wo er sich als Arbeitssklave für zwei Kisten Karlsberg verdingt hatte. Dabei stieß er auf allerhand "organisiertes" Werkzeug aus hiesigen Betrieben und natürlich auf Schwenker (englisch nennt er es "swinging barbecue") - ebenfalls "organisiert", wenn nicht gar eigenhändig "uff de Schaff" angefertigt. Dass die saarländische Kultur auf drei Beinen - gehend oder stehend - möglicherweise unzulänglich, aber dennoch liebenswert ist, davon zeugte Schönauers kabarettistische Liebeserklärung an die Saar, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

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