Den roten Faden verloren

Saarbrücken. "Der rote Faden" lautete das Motto der 29. Ausgabe. Den müsste der Jugendtheatertreff freilich selber finden, denn er steckt in der Krise. Nahmen 1984 bei der ersten Ausgabe noch 14 Gruppen teil, ist die Zahl mittlerweile heftig geschrumpft

 Schüler der Förderschule Winterbachsroth in Dudweiler bei ihrem Auftritt in der Alten Feuerwache. Foto: Oliver Dietze

Schüler der Förderschule Winterbachsroth in Dudweiler bei ihrem Auftritt in der Alten Feuerwache. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. "Der rote Faden" lautete das Motto der 29. Ausgabe. Den müsste der Jugendtheatertreff freilich selber finden, denn er steckt in der Krise. Nahmen 1984 bei der ersten Ausgabe noch 14 Gruppen teil, ist die Zahl mittlerweile heftig geschrumpft. Dass allein drei von nur noch fünf Produktionen, die gestern in der Alten Feuerwache zu sehen waren, von Kräften des veranstaltenden Theaterpädagogischen Zentrums (TPZ) betreut werden, macht den Jugendtreff immer mehr zur geschlossenen Veranstaltung. Die offenbar auch intern nicht mehr ernst genommen wird, wenn man die Medien erst zwei Tage vor Termin informiert. Und all die warmen Worte über diese "ganz wichtige Einrichtung": Wie glaubwürdig sind solche Beteuerungen, wenn weder Schirmherr Ulrich Commerçon als Minister für Bildung und Kultur noch Dagmar Schlingmann als Generalintendantin des Saarländischen Staatstheaters, kraft ihres Amtes beide Mitveranstalter, sich auch nur eine einzige kurze Darbietung ansahen? Dass Schlingmann in ihrer Begrüßung stolz darauf verwies, dass Darstellendes Spiel im Saarland Unterrichtsfach ist - hier wirkte es deplatziert, denn kein einziges Gymnasium hatte Teilnehmer gemeldet. Wo aber sollen die Klassen für Darstellendes Spiel ihre Ergebnisse präsentieren, wenn nicht auf einem solchen Forum? Ein organisatorisches Problem? Ignoranz? Oder schlicht Beleg dafür, welch geringe Bedeutung potenzielle Teilnehmer - auch außerschulische Ensembles blieben fern - dem Jugendtheatertreff zumessen? So sah man zum Auftakt die üblichen, auf den gewissen Niedlichkeitsfaktor setzenden Inszenierungen mit Kindern in putzigen Kostümen: Die Klasse 2.2 der Grundschule Saarbrücken-Ost adaptierte das Bilderbuch "Mutig, mutig" von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer; die Klasse 3.1 HTS der Grundschule Vogelsang Saarlouis spielte Michael Endes "Tranquilla Trampeltreu". Geradezu progressiv dagegen die Eigenproduktion "Mobbing auf dem Schulhof" der Theater-AG der Ganztagsklassen der ERS "Robert Bosch-Schule" Homburg. Lebensnahe Dialoge, witzige Regieeinfälle - etwa die des Nummernboys mit der Schulklatschpostille -, doch krankte diese Inszenierung weiblichen Zickenterrors an mangelhafter Vorbereitung der Jugendlichen auf die große Bühne sowie an den SST-Lichttechnikern.Die knipsten danach der Theatergruppe und Schulband der Förderschule für Geistige Entwicklung Winterbachsroth Dudweiler einige Male gar ganz das Licht aus. Schade, denn das selbst entwickelte Stationenstück "Der rote Faden" über alles, was im Leben wichtig ist, gefiel mit Courage, Witz und Charme - eine schöne integrative Leistung. Während Winterbachsroth Film nur als Ergänzung einsetzte, zeigte die Theater-AG der Erweiterten Realschule Bruchwiese in Saarbrücken Rosa Cerratos Kriminalroman "Schnee an der Riviera" zum Abschluss komplett als selbst gedrehten Videofilm. Bleibt die Frage, wieso eine solche Produktion überhaupt zugelassen wird, wenn die Zehntklässler ihren Film angeblich weder selbst fertig gestellt haben noch bei der Präsentation anwesend waren.

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