Den Klang auf den Kopf gestellt

Saarbrücken · Ganz im Zeichen neuer Musik stand die 6. SR-Matinee am Sonntag in der Congresshalle.

"Mouvements", Bewegungen, war das Motto. Wenig davon bot Theo Brandmüllers "Dramma per musica", das von der Deutschen Radio Philharmonie mit großem Aufwand kraftvoll inszeniert wurde.

Eine Erholung für das Gehör waren dann "Notes in light" für Violoncello und Orchester der finnischen Komponistin Kaija Saariaho. Anssi Karttunen konnte alle nur möglichen Spieltechniken auf dem Cello ausbreiten, dank durchsichtiger Instrumentierung des großen Orchesterapparates immer präsent und souverän. Das fünfteilige Werk, inspiriert von einem Gedicht T. S. Eliots, fesselte durch seine Vielfalt des Zusammenspiels, Farben und Fantasie. Dank des Dirigenten Jonathan Stockhammer fand das Orchester hier wie auch in den anderen Stücken zu beeindruckender Präzision.

Nach der Pause konnte der anwesende Klaus Huber seine "Lamentationes de fine vicesimi saeculi" entgegennehmen. Elektrisch verstärkte tiefe Saiteninstrumente stellten den Klang mitunter auf den Kopf bei den Geräuschen und Klängen der Verzweiflung, der Angst vor Vernichtung, vor der Apokalypse. Viel subtile Mystik, auch rationale Unverständlichkeit scheint dieser Musik innezuwohnen. Dem Leben zugewandter wirkte das "Orquoy" des Franzosen Thierry Pécon in deutscher Erstaufführung. Viel Bewegung, viel Dynamik, viele Farben ließen die Rhythmen kulminieren, atmosphärisch gespeist von südamerikanischen Riten und prähispanischen Elementen. Die Wanderung eines Schamanen "zwischen den Sphären des Übersinnlichen und des Menschlichen". Strawinskys "Sacre" war nicht weit und der Beifall für den anwesenden Komponisten herzlich.

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