Delikate Tupfer und herbe Zerstäuberdienste

Homburg. Mit einem vielfältigen Programm waren der junge Cellist Nicolas Altstaedt und sein Klavierpartner José Gallardo beim Meisterkonzert am Donnerstagabend zu Gast im Saalbau in Homburg. Beethovens "Tochter Zion"-Variationen erschienen in ganz neuem Licht, so herrlich maniriert, differenziert und delikat wurden sie hingetupft

Homburg. Mit einem vielfältigen Programm waren der junge Cellist Nicolas Altstaedt und sein Klavierpartner José Gallardo beim Meisterkonzert am Donnerstagabend zu Gast im Saalbau in Homburg. Beethovens "Tochter Zion"-Variationen erschienen in ganz neuem Licht, so herrlich maniriert, differenziert und delikat wurden sie hingetupft.Leos Janáceks "Pohádka" (Märchen) erzählte geistvoll die Geschichte eines russischen Prinzenpaares und Nadia Boulangers "Trois pièces" vereinten hübsche Lyrik expressiv mit Virtuosem. Claude Debussys d-moll-Sonate wurde zum klanglich-filigranen Wunder: Mit feinem Zerstäuber herb parfümiert in Szene gesetzt, wurde kunstvoll seziert und equilibristisch wieder zusammengefügt.

Der zweite Teil stand ganz im Zeichen Osteuropas. Bohuslav Martinus "Variationen über ein slowakisches Thema" bekamen die nötige intensive Wucht. Mutig war es, mit vier Stücken für Cello-Solo aus György Kurtágs "Játékok" (Spiele), meditative, leise Aphorismen, den Kontrast zu den hemdsärmligen slavischen Rhythmen zu suchen. Diese unspektakuläre Wendung führte geschickt hinein in Antonin Dvoráks "Waldesruhe", Romantik pur zum Genießen der Cello-Schönheit. Die "Rhapsodie Nr.1" von Béla Bartók ist zwar bekannter in der Violin-Fassung, doch machte auch die Cello-Version mit knackiger Rhythmik, folkloristischem Tanz-Habitus und virtuosem Anspruch großen Eindruck.

Mit dieser geschickten Programmfolge konnten beide Künstler ihre Liebe zum spieltechnischen Risiko, leidenschaftlich-origineller Gestaltung mit klarer Durchhörbarkeit zeigen, die Homogenität ihres Zusammenspiels dürfte kaum zu überbieten sein. Zum Spannungs-Abbau entließen zwei lyrische Zugaben im Volkston (Ralph Vaughan-Williams) das Publikum in die Vollmondnacht. fa

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