Debakel der Bayern-LB weitet sich aus

München. Das Milliardendebakel der Bayern-LB mit ihrer österreichischen Ex-Tochter Hypo Alpe Adria wirft immer größere Fragen auf. Die Kärntner Bank hat nach Recherchen des ARD-Magazins "Report München" offenbar jahrelang mit kroatischen Kriminellen kooperiert und Geldwäsche unterstützt

München. Das Milliardendebakel der Bayern-LB mit ihrer österreichischen Ex-Tochter Hypo Alpe Adria wirft immer größere Fragen auf. Die Kärntner Bank hat nach Recherchen des ARD-Magazins "Report München" offenbar jahrelang mit kroatischen Kriminellen kooperiert und Geldwäsche unterstützt. Brisant an diesen Enthüllungen ist vor allem, dass Prüfer der Bankenaufsicht in Wien zeitgleich mit dem Kauf der Hypo durch die Bayern-LB im Mai 2007 in Kärnten Verstöße gegen europäische Geldwäschegesetze bemängelt haben und das dem Käufer bekannt gewesen sein müsste. "Man hat gewusst, mit wem man sich einlässt", steht für den österreichischen Grünen-Parlamentarier Rolf Holub fest, der in Kärnten für seine Partei im Hypo-Untersuchungsausschuss sitzt. Den bayerischen Steuerzahler hat der Flop mit der mittlerweile an Österreich verschenkten Hypo 3,7 Milliarden Euro gekostet, was Schadenersatzforderungen an die Adresse von Managern und Verwaltungsräten provoziert hat. In München, Klagenfurt und Kroatien ermitteln Staatsanwälte unter anderem wegen Betrugsverdacht. Bislang beteuern alle Beschuldigten, allen voran der frühere Bayern-LB-Chef Werner Schmidt, dass alles mit rechten Dingen zugegangen und die Hypo vor dem Kauf genau unter die Lupe genommen worden sei. Zumindest Letzteres wird aber immer fragwürdiger. Die Hypo soll jahrelang in kriminelle Geschäfte mit dem kroatischen Ex-General Vladimir Zagorec, verstrickt gewesen sein, der gerade in Zagreb wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden ist. Dieser soll Millionensummen, die eigentlich für den Kauf von Waffen bestimmt waren, auf Konten einer Liechtensteiner Hypo-Tochter versteckt und vom Mutterkonzern im Gegenzug ohne jede Sicherheit Immobiliengeschäfte finanziert bekommen haben. Das Geschäftsvolumen hat laut Report München bis zu 260 Millionen Euro betragen. Die Praktiken hatten schon Mitte 2007 das Misstrauen der österreichischen Bankenaufsicht erregt. Die Bayern-LB hat die Hypo zeitgleich von rund 50 Experten prüfen lassen und keine Skrupel gehabt, die Bank zu kaufen. Der kroatische Journalist Hrvoje Appelt bezeichnet die Hypo als "eine der größten kriminellen Organisationen in Kroatien". Die Hypo gilt seit Jahren als Skandalbank. Schon vor ihrem Kauf durch die Bayern-LB hatte die Österreichische Nationalbank immer wieder mangelnde Risikosteuerung oder falsche Bonitätsdarstellungen bemängelt. 2006 wurde demnach jeder zweite Hypo-Kredit unzureichend geprüft. Ende 2006, ein halbes Jahr vor dem Einstieg der Bayern-LB mussten die Kärntner wegen Bilanzfälschung einen neuen Jahresabschluss erstellen. Hypo-Chef Wolfgang Kulterer wurde zu 140 000 Euro Geldstrafe verurteilt. Die Bayern-LB hat trotz der Warnhinweise zu einem hohen Preis zugegriffen. Wurde der Hypo bis Mai 2007 ein Wert zwischen 1,6 und 2,5 Milliarden Euro attestiert, ist die Bayern-LB auf Basis eines Werts von gut 3,2 Milliarden Euro eingestiegen. Sie habe dabei einen "mehrstöckigen Leichenkeller" miterworben, rügen Bayerns Grüne. tmh

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