Dax beendet tiefrotes Quartal

Frankfurt. Gestern haben die Dax-Anleger ein tiefrotes Quartal mit den größten Verlusten seit neun Jahren abgehakt. Die Schuldenkrisen in Europa und den USA haben heftige Turbulenzen an den Aktienmärkten ausgelöst - und den deutschen Leitindex zwischen Juli und September um 25 Prozent in den Keller geschickt

Frankfurt. Gestern haben die Dax-Anleger ein tiefrotes Quartal mit den größten Verlusten seit neun Jahren abgehakt. Die Schuldenkrisen in Europa und den USA haben heftige Turbulenzen an den Aktienmärkten ausgelöst - und den deutschen Leitindex zwischen Juli und September um 25 Prozent in den Keller geschickt. Dies war das größte Quartalsminus seit Herbst 2002, als der Dax um satte 36 Prozent abrutschte. Insgesamt verloren allein die Aktien der Dax-Unternehmen etwa 155 Milliarden Euro an Wert - das entspricht der Wirtschaftsleistung (BIP) von Hongkong.Ob sich die Talfahrt fortsetzt, hängt stärker als sonst von den Entscheidungen der Politik in Europa ab. "Wir brauchen eine überzeugende politische Lösung für die Euro-Schuldenkrise. Damit könnte der Dax zum Jahresende Richtung 6200 Punkte steigen", sagt Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp. Gestern Mittag lag der Leitindex bei knapp 5500 Punkten.

Wie sensibel die Märkte derzeit auf jede Spekulation rund um die Rettung der pleitebedrohten Euroländer reagieren, zeigt die zu Ende gehende Woche. Seit dem Zwischentief am vergangenen Freitag hatte der Dax dank der Hoffnung auf beherzte Schritte zur Lösung der Schuldenkrise in der Spitze fast 15 Prozent zugelegt - am Freitag machten Gewinnmitnahmen und die unerwartet hohe Inflation einen Teil der Gewinne wieder zunichte.

Mal steigen die Märkte, wenn Anleger die Hoffnung haben, dass die Europäer in der Krise zusammenstehen. Umgekehrt könnten die Kurse aber auch schnell wieder einbrechen, wenn sich positive Gerüchte in Luft auflösen. "Die Schwankungen werden extrem bleiben", ist Hürkamp überzeugt.

Verantwortlich für den Kursrutsch war vor allem der Einbruch im August, der die Furcht vor einem weltweiten Abschwung widerspiegelte. "Im dritten Quartal traten die Staatsschuldenkrise, die Schuldenkrise bei den Banken und die politische Krise als "Trio Infernale" auf", sagt Robert Halver, Kapitalmarktexperte bei der Baader Bank.

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, ist überzeugt, dass der Markt nun einen Boden gefunden hat, der die Risiken widerspiegelt. "Der weitere Kursverlauf hängt nun wesentlich von der Entwicklung der europäischen Schuldenkrise ab. Die Peripheriestaaten dürften, wenn auch in langsamen Schritten, Fortschritte beim Abbau der Defizite erzielen. Zudem deuten die Konjunkturdaten nicht darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft mit Volldampf in eine Rezession fährt."

Optimismus strahlt Marktanalyst Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank aus. Der Kurseinbruch im August sei angesichts der fundamentalen Verfassung der meisten Unternehmen übertrieben. In der anstehenden Berichtssaison sollten die mehrheitlich positiven Geschäftszahlen eine Kurserholung einleiten.

Skeptisch äußert sich Aktienstratege Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank: "Zwar sind die Dax-Werte derzeit attraktiv bewertet. Allerdings schweben die Schuldenkrise und die unsichere Zukunft des Euro wie ein Damoklesschwert über dem Markt." Da diese Themen noch nicht gelöst seien, hätten die Konjunktursorgen jüngst zugenommen. Er geht davon aus, dass es mit dem Dax weiter nach unten geht.

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