Das Vorspiel zum großen Hauen und Stechen?

Trier. Triers Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) wiegelt zwar ab und sagt, das Stadttheater sei als Dreispartenhaus nicht in Gefahr. Genau das aber könnte mittelfristig Realität sein - sofern die in den nächsten Jahren anstehenden Einschnitte im städtischen Etat nicht abgefedert werden, was unwahrscheinlich ist

Trier. Triers Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) wiegelt zwar ab und sagt, das Stadttheater sei als Dreispartenhaus nicht in Gefahr. Genau das aber könnte mittelfristig Realität sein - sofern die in den nächsten Jahren anstehenden Einschnitte im städtischen Etat nicht abgefedert werden, was unwahrscheinlich ist. Derzeit muss man davon ausgehen, dass dem Theater, das im Verhältnis 60:40 von Stadt und Land subventioniert wird (wobei das Land seinen Zuschuss 2009 gedeckelt hat), nach 2012 weitere Einsparungen ins Haus stehen - bei einem Etat von aktuell 14,5 Millionen Euro (inklusive Einnahmen von 1,8 Millionen).Den Hintergrund liefert, dass die mit rund 600 Millionen Euro verschuldete Stadt Trier 2012 einem Entschuldungsfonds des Landes Rheinland-Pfalz mit einer Laufzeit bis 2027 beitreten wird, der die Kommune verpflichtet, zunächst 2012 fünf Millionen Euro einzusparen. Dabei wird es jedoch nicht bleiben. Durchgesickert ist bereits, dass die Stadt bis 2015 vermutlich dasselbe Einsparpotenzial erbringen muss. Was liegt näher, als bei den freiwilligen (Kultur-)Leistungen anzusetzen? Weil auch andere rheinland-pfälzische Kommunen pleite sind und den Entschuldungsfonds als letzte Rettung sehen, dürfte 2012 nur das Vorspiel zu einem großen Hauen und Stechen abgeben, das enorme Flurschäden im gesamten rheinland-pfälzischen Kulturbereich zeitigen könnte.

Der Trierer Intendant Gerhard Weber, der erst gestern mit der Million konfrontiert wurde, fürchtet einen "radikalen Kulturabbau". Eine Ausdünnung des Spielplans (20 Produktionen zählt die laufende Spielzeit) könnte eine Notmaßnahme sein. Und noch mehr gefälliges Programm, um höhere Einnahmen zu generieren. Konkrete Einsparvorschläge, die das Theater schon kommende Woche vorlegen muss, mochte Weber gestern noch nicht nennen. Man sei zu Opfern bereit, heißt es, aber auch "in Kampfbereitschaft". In einer vor ein paar Tagen verfassten Petition an den Trierer OB Klaus Jensen (SPD) malt man vorsorglich bereits ein Schreckensszenario. Von einer drohenden Spartenschließung und selbst der des Theaters ist die Rede. Letzteres steht zwar nicht zu befürchten, die Tage als Dreispartenhaus aber wären gezählt, sollte das Theater in den nächsten Jahren beständig weiter zur Kasse gebeten werden. Das scheint auch Kulturdezernent Egger klar zu sein. "Wenn ich es 2012 tatsächlich schaffe, eine Million Euro einzusparen, dann ist für 2013 keine Luft mehr", wird Egger zitiert. Weitere Abstriche würden danach nur noch "durch strukturelle Eingriffe gehen".

Eigentlich fing die neue Spielzeit für das Trierer Theater bestens an. Die aufgrund der erst in 14 Tagen abgeschlossenen Brandschutzsanierung des Stammhauses in eine Industriehalle verlegte Auftaktpremiere erweist sich dort als Renner. Alle 21 Vorstellungen der "West Side Story" waren ausverkauft. Umso wichtiger, weil man die letzte Spielzeit unterhalb der neuralgischen 100 000-Zuschauermarke abschloss. Weswegen Weber im Schauspiel mit Blick auf "die eher konservativ strukturierte Bevölkerung" in der neuen Saison noch mehr auf Nummer sicher gehen wird. Ob dies nun vollends zum Trierer Programm der Zukunft wird?

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