Das Staatsorchester und die „Poesie des Unsagbaren“

Saarbrücken · Beeindruckend war die Matinée des Saarländischen Staatsorchesters in der Congresshalle. Zu hören waren Werke von Anton Webern, Bach und Strawinsky.

Die sonntägliche Matinée des Saarländischen Staatsorchesters hat diesmal einen weiten Bogen gespannt. Anton Weberns Idylle "Im Sommerwind", vom 20-Jährigen in der friedlichen Natur Kärntens geschrieben, wurde von Toshiyuki Kamioka empfindsam modelliert, in heiteren Farben und dem Kolorit überschwänglicher Spätromantik nachempfunden. Eine Suche nach der "Poesie des Geheimnisvollen und Unsagbaren".

Nach langer Umbaupause ging es dann hinein in die Welt des Barock. Was hätte Johann Sebastian Bach wohl zu der Aufführung zweier seiner Konzerte für zwei Cembali mit Klavieren unserer Zeit und mit großem Streichorchester gesagt? Womöglich wäre er angetan gewesen von dieser Möglichkeit, einen großen Saal wie die Congresshalle zu füllen, mit differenziertem Anschlag zu gestalten und einen Dirigenten führen zu lassen. Was Barock- Puristen ablehnen müssen, gestalteten Edit Klukon und Deszö Ránki mit Fingerspitzengefühl, Sinn für bachsche Motorik und Kontrapunktik. Bei diesem Blick ins frühe 18. Jahrhundert konnte man angenehm entspannen.

Nach der Pause wurde es dramatisch. Igor Strawinskys "Sacre du printemps", ein rhythmischer Prüfstein für Dirigent und Orchester, brachte Bilder aus dem heidnischen Russland in den Saal. Das verstärkte Staatsorchester war wohl gerüstet, um dieser einst skandalträchtigen Ballettmusik Präsenz, Kraft und Spannung zu verleihen. Auch wenn kleine Toleranzen im Zusammenspiel kaum zu vermeiden sind, gelangen Kamioka eine beeindruckende Dynamik, überzeugende Spannungsbögen, unmittelbare Wirkungen. Wer das Ballett vermisste, fand Bildhaftes im Dirigat. Die Schlagkraft der Perkussionisten war wegweisend, das Blech agierte klangvoll, das Holz meisterte die extremen Lagen souverän, und die Streicher strukturierten ihre rhythmischen Aufgaben markant. Eine beeindruckende Aufführung.

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