Das Schwierigste ist das Fußvolk

Luxemburg. "Es gibt keinen Markt für Kunst, weder in Luxemburg, noch im Saarland", stellt der viele Jahre im Saarland für die "Saarbrücker Zeitung" tätige Kulturjournalist Paul Bertemes fest. Einen Markt zu schaffen, das gelingt nicht im Alleingang. Aber man kann Strukturen aufbauen. 2004 gründete er in seiner Heimatstadt die private Agentur für Kulturförderung MediArt

 Einer, der es geschafft hat: der Franzose Damien Deroubaix (hier sein Gemälde "Ausatmen Einatmen"), dem das Saarlandmuseum im Herbst 2009 eine Einzelausstellung widmete. Foto: Domage

Einer, der es geschafft hat: der Franzose Damien Deroubaix (hier sein Gemälde "Ausatmen Einatmen"), dem das Saarlandmuseum im Herbst 2009 eine Einzelausstellung widmete. Foto: Domage

Luxemburg. "Es gibt keinen Markt für Kunst, weder in Luxemburg, noch im Saarland", stellt der viele Jahre im Saarland für die "Saarbrücker Zeitung" tätige Kulturjournalist Paul Bertemes fest. Einen Markt zu schaffen, das gelingt nicht im Alleingang. Aber man kann Strukturen aufbauen. 2004 gründete er in seiner Heimatstadt die private Agentur für Kulturförderung MediArt.

"Der Markt und das Zeigen von Kunst sind zwei verschiedene Dinge", sagt Bertemes. Er hat in Ausstellungen, Editionen und in der vierbändigen Reihe "Atelierbesuche" Künstler der Großregion vorgestellt. Für die Gemeinde Differdange entwickelte Bertemes in einem ehemaligen Wasserspeicher eine Ausstellungsreihe, zu deren Start im vergangenen Herbst er neben Künstlern aus der Großregion mit Boris Kleint, Paul Schneider, Werner Bauer und Jo Enzweiler auch saarländische Positionen vorstellte. Demnächst vertreten in der zweiten Runde Andrea Neumann und August Clüsserath das Saarland. Vernetzen heißt das Zauberwort, aber die regionale Herkunft allein ist es nicht, weiß auch Bertemes.

Raus aus dem Sumpf

Als Galerist die Kunstschulen in Trier, Saarbrücken und Metz auf der Suche nach neuen Talenten ins Visier zu nehmen, ist für den luxemburgischen Galeristen Alex Reding kein Ansatz.: "Das sind regionale Schulen. Jeder weiß, dass das allein nicht ausreicht." Ein Künstler muss "Beweglichkeit aufbringen" und erst einmal raus, sagt Reding, weil hier anders als in einer Großstadt die Basis fehlt. Deshalb ging auch der Galerist über viele Jahre auf internationalen Kunstmessen, weil er wusste: "Von sich aus kommt kein Kunde zu dir, auch wenn er in der Nachbarschaft wohnt." Die Sammler fuhren nach Paris, London oder Basel. Dorthin ging auch die Galerie Nosbaum & Reding und erwarb sich mit einem aktuellen, die Kunstszene in vorderster Linie erfassenden Programm internationale Anerkennung. Auf den Messen lernte er erst Luxemburger Sammler kennen, erzählt er.

Die Großregion global sichtbar zu machen, das ist das Ziel, und dazu tragen für Alex Reding auch Preise wie der Kunstpreis Robert Schuman oder der Edward Steichen Award bei. Notwendig ist dabei auch eine kulturelle Infrastruktur, die gerade im Aufbau ist, stellt er fest. Dass es dazu kommt, ist für ihn angesichts der Museumsneubauten in Metz, Saarbrücken und Luxemburg "sehr realistisch". Aber auch: "Das Schwierigste ist das Fußvolk", sprich das Publikum der Großregion.

Deren Zentrum ist für ihn Luxemburg, weil hier die Kaufkraft am größten ist. Das sieht auch der Galerist André Simoncini so: "Man braucht einen Hauptstützpunkt", am besten ein "Haus der Großregion" in Luxemburg, das dem Austausch dient, erklärt der Galerist, der auch als Kulturpolitiker aktiv ist. Auch für ihn es notwendig, Strukturen aufbauen, weil es einen Markt, "außer für die ganz großen Namen", so Simoncini, eben nicht gibt. Galeriearbeit heißt für ihn, über Jahre die Entwicklung eines Künstlers und seines Werkes begleiten, unabhängig davon, ob er aus der Großregion kommt oder nicht. Hier will er ab kommenden Herbst für seine neue Galerie bewusst nach neuen Talenten aus der jüngeren Künstlergeneration suchen, erklärt er.

Eher auf die Klassiker der Moderne, gerne auch auf solche aus der Großregion blickt die Saarbrücker Galeristin Ingeborg Besch, die ihre "Wahrnehmung auf die hochkarätigen Leute in der Nachbarschaft" lenkt und dabei mit Paul Bertemes zusammenarbeitet. Wiederum wird von privater Seite vernetzt. Anders geht es nicht, weiß Ingeborg Besch: "Wenn wir es nicht machen, macht es keiner."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort