Das Saarlandmuseum wird nicht neu erfunden

Saarbrücken · Krisen bremsen nicht nur bei Bundestagswahlen die Lust auf Umbrüche. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass im Rennen um den wichtigsten Museumsposten im Saarland, wie gestern berichtet, Roland Mönig (47), die Nase vorn hatte, derzeit zweiter Mann im Museum Kurhaus Kleve.

Am 1. Dezember schon tritt er seinen Dienst an. Mönig ist ein erfahrener, ja, auch ein traditioneller Museumsmann, der sich in seinen Publikationen mit "Franz Marc und Trakl" befasst hat. Mönigs Mitbewerberin, die ehemalige Chefin der Leipziger Galerie für zeitgenössische Kunst, Barbara Steiner (46), hat sich hingegen mit Ökonomiekritik im Ausstellungs-Bereich befasst. Ob diese energische Avantgarde-Vertreterin den richtigen Ton gefunden hätte für das eher konservative hiesige Stammpublikum der Saarlandmuseen?

Ohne Zweifel wäre ihr Programm mit dem der Saarbrücker Stadtgalerie kollidiert. Zwei Zukunftslaboratorien dieser Art, das wäre eines zu viel. Freilich hätte die Stiftung mit Steiner aber wohl tatsächlich eine Umwälzung erlebt, eine Neuerfindung. Das klingt immer gut, und sicher hätte eine Frau - die erste an der Spitze der Stiftung - hervorragend zur "Aufbruchs"-Programmatik von Kultusminister Ulrich Commerçon gepasst. Doch es kam anders. Warum?

Der Hauptgrund liegt nicht in mangelnder Courage des Ministers, sondern im Haus selbst. 40 Stiftungs-Mitarbeiter haben drei Skandal-Jahre hinter sich, einen Imageabsturz nach nie da gewesenen Besuchererfolgen, die sie zwischen 2004 und 2011 mit dem später verurteilten Ralph Melcher erlebt hatten. Zu dieser Hochphase wollte man zurück - und wurde enttäuscht. Nicht nur, dass Interimschef Meinrad Maria Grewenig eine andere Ausstellungslinie einzog und sich ausgiebig mit dem Team zoffte - das Publikum fand einfach nicht zurück. Es ist dies der Grund, dass die "Alles-neu-macht-der-Grewenig"-Erfahrung in der Stiftung jede Lust auf Wagnis lähmt. Teamarbeit, Befriedung und Rückkehr zu Bewährtem heißen die innerbetrieblichen Zukunftswünsche. Hätte das Kuratorium auf Neuausrichtung gesetzt, hätte dies zugleich bedeutet, weitere Reibungs- und Motivationsverluste in Kauf zu nehmen.

Der unausgesprochene Auftrag an Mönig lautet demnach: Wiederanknüpfen an Melchers Erfolgslinie. Dafür scheint er genau der Richtige. Er genießt nicht nur einen großen Kredit bei der Saarbrücker Belegschaft, er gilt als bedächtiger Entwickler und umgänglicher Mensch. Wem dies zu sehr nach Schlafwagen-Abteil klingt, dem sei die Liste der Klevener Ausstellungsprojekte empfohlen. Das personell kleine Museum, das es weit vom Schuss schwer hat, erkämpfte sich durch mutige Gegenwarts-Projekte überregionale Anerkennung. Dazu ist viel Durchhaltevermögen von Nöten. Mönigs Berufsbiografie steht dafür. Seit 1997 war er Kleve treu. Erst als man ihm nach einer Interimsleitungs-Phase einen neuen Chef vor die Nase setzte, orientierte er sich neu, nach Saarbrücken. Es ist dies ein später, ein großer Karrieresprung. Umso zwingender der Erfolg. Wie stark Mönig für die Aufgabe in der Stiftung brennt, soll man seinem hoch motivierten Bewerbungsauftritt angemerkt haben. Die Freude und Begeisterung des neuen Stiftungs-Chefs scheinen die beste Basis dafür, dass das "Feuer" endlich wieder auf die Besucher übergreift.

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