„Das Saarland bleibt attraktiv“

Saarbrücken · Kanzlerin Angela Merkel soll ihre Flüchtlingspolitik trotz zunehmender Anfeindungen beibehalten. Für das Saarland seien Flüchtlinge eine große Chance, sagt Saar-IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen.

 Heino Klingen informiert, dass bereits 300 Geflüchtete in einem Beschäftigungsverhältnis sind.

Heino Klingen informiert, dass bereits 300 Geflüchtete in einem Beschäftigungsverhältnis sind.

Foto: IHK

Wenn der passionierte Radfahrer Heino Klingen im Bliesgau unterwegs ist, fühlt er sich inmitten der hügeligen Landschaft an die Toskana erinnert. Er gerät ins Schwärmen, wenn er von blühenden Rapsfeldern und Blicken hinüber nach Lothringen schwärmt. Das sei für ihn Heimat an der Saar. "Hier bleiben wir. Hier bekommt uns keiner mehr weg", bekennt der gebürtige Nordrhein-Westfale, der seit 18 Jahren mit Frau und zwei Kindern in der Region lebt. Das Saarland habe gerade jetzt die Chance, das bundesweite Image als unterschätzte Region abzulegen, ist der neue Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland überzeugt. Hier helfe die Standort- Kampagne der IHK, die zahlreiche bundespolitische Saar-Prominenz an Schaltstellen in Berlin und besonders die große Koalition an der Saar. Ihr traut Klingen zu, "mit der Schuldenbremse das Land attraktiv zu halten".Man könne mit guten Wirtschaftsdaten punkten, etwa einem bundesweiten Spitzenplatz in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, kurzen Wegen zu Entscheidern und einem breiten Konsens im Land, wie die existenziellen Fragen angepackt werden, auch unter Einbeziehung der Gewerkschaften. Fachkräfte könnten mit attraktiven, sicheren Arbeitsplätzen und guten Aufstiegschancen rechnen, sagt Klingen.

In seiner neuen Aufgabe plant er jetzt eine Umfrage in Unternehmen zur Bedeutung der Ingenieursausbildung. "Ein Land, das von seiner Ingenieurkunst lebt, muss die Ingenieure auch zentral im Land ausbilden." Die Saar-Uni sei im Übrigen gut beraten, sich zu spezialisieren, um als Spitzenstandort wahrgenommen zu werden, sagt Klingen.

Den schnellen landesweiten Breitband-Ausbau hält Klingen für besonders wichtig, um auch die Wettbewerbsbedingungen des Mittelstandes zu verbessern. Durch das energische Eintreten für den neuen Länder-Finanzausgleich und das Einhalten der Schuldenbremse setze das Saarland ebenfalls bundesweit positive Signale.

Selbst die Bewältigung der Flücht- lingskrise rechtfertige kein Aufweichen der Schuldenbremse. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) verfüge über Haushaltsüberschüsse von 12,1 Milliarden Eu- ro. "Die Bewältigung der Flüchtlingskrise ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann kein Bundesland alleine steuern." Gegebenenfalls müsse der Bund finanziell nachsteuern. An die Kanzlerin appelliert Klingen, ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik trotz auch zunehmender persönlicher Anfeindungen beizubehalten.

Für das Saarland seien Flüchtlinge eine "Riesen-Chance". Bis 2030 fehlten schon 100 000 Erwerbstätige. Auch die saarländische Herangehensweise an die Flüchtlingsproblematik hält Klingen für bundesweit beispielhaft. Innenminister Klaus Bouillon (CDU) sei "der richtige Mann am richtigen Platz". An der Saar wisse jeder Flüchtling nach drei Monaten, ob er blei- ben darf. Die wachsenden Ängs- te in der Bevölkerung müsse der Staat mit energischem Vorgehen gegen Kriminelle, die die Lage missbrauchen, beantworten.

Der IHK-Hauptgeschäftsfüh- rer warnt zugleich vor zuneh- menden nationalen Grenzkon- trollen. Dann kämen weniger Franzosen zum Einkaufen. Viele Unternehmen müssten sich wie- der eine Lagerhaltung zulegen, weil Just-in-time-Anlieferung zu Produktionsstätten durch längere Standzeiten an Grenz- übergängen erschwert oder nicht mehr möglich seien.

Klingen ist optimistisch, dass sich die Probleme in der Stahlindustrie lösen lassen. Auch mit Hilfe der saarländischen Bundes- und Landespolitiker könne es gelingen, in Brüssel eine Ausnahmeregelung beim europäischen Handel mit Luftverschmutzungszertifikaten zu erreichen. Der regionalen Autoindustrie könne mit mehr Forschungsaufträgen geholfen werden, etwa zur Elektromobilität. Hierfür müsse die Landesregierung stärker in Konzernzentralen werben.

Saar-IHK wird für zwölf Millionen Euro umgebaut


Die Industrie- und Handelskammer (IHK) des Saarlandes wird mit einem Kostenaufwand von zwölf Millionen Euro modernisiert. Das kündigte die Kammer gestern an. Während der Bauzeit, die Mitte 2017 beginnt und voraussichtlich 18 Monate dauern soll, müssen demnach 150 Mitarbeiter der Kammer sowie von der Wirtschafts-Fördergesellschaft Saaris umziehen. Entsprechende Räume seien bereits angemietet. Die Entscheidung für den Planungsauftrag wird noch in diesem Frühjahr getroffen, kündigte IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen an. Die Baumaßnahmen umfassen die Modernisierung des Bürogebäudes inklusive energetischer Sanierung und vollständiger Neugestaltung der Fassade. Das Gebäude wurde 1963 erbaut. Es sei an der Zeit, die Arbeitsbedingungen auf den zeitgemäßen Stand zu bringen.

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