Das Rätsel von Lützelbrunn: Lilo Beils sechster Gontard-Krimi

Der sechste Krimi um Friedrich Gontard, Lilo Beils beliebten Kommissar im Ruhestand, beginnt mit einem Ausflug ins Elsass. Gontard trifft dort seinen ehemaligen Klassenkameraden Georg Fuhrmann. Kurz darauf wird der ermordet.

Im idyllischen Hohenkirch im Odenwald genießt der ehemalige Kripochef Friedrich Gontard seinen Ruhestand . Zufällig trifft er bei einem Ausflug ins elsässische Weißenburg seinen ehemaligen Schulfreund Georg Fuhrmann. Die beiden schwelgen in Erinnerungen und entdecken ihr gemeinsames Faible für Glaskunst. Fuhrmann hat offenbar eine beachtliche Sammlung von Lalique-Stücken zusammengetragen, die er Gontard zeigen will. Sie verabreden sich zu einem kleinen Fest bei Fuhrmann in Lützelbrunn, zu dem auch zwei andere ehemalige Mitschüler eingeladen sind.

Als Gontard am nächsten Wochenende mit seiner Frau vor Fuhrmanns Anwesen steht, öffnet der nicht. Er liegt ermordet und bestialisch zugerichtet in seinem Wohnzimmer. Gontard aktiviert den Ermittler Uwe Schwertfeger, seinen Nachfolger im Amt. Das Aufeinandertreffen der beiden könnte nicht spannungsgeladener sein. Die Begegnung mit dem Nachbarn des Ermordeten, dem Glücksforscher Bertram Blenker birgt einiges an Fragezeichen. Ebenso die mit der nur mäßig trauernden, viel jüngeren Ehefrau Fuhrmanns.

Schon bald wird klar, dass das Motiv für den Mord tief in der Vergangenheit liegen muss. Der Schlüssel liegt bei den beiden ehemaligen Mitschülern, die den Holocaust überlebt haben. Ins Stolpern gerät man dem bei diesem großteils spannend und logisch konstruierten Krimi, wenn Lilo Beil das selbst in der Schriftsprache kaum zu ertragende Relativpronomen "welche" in ihren Dialogen bemüht. "Mir ist, als sähe ich Einiges heute zum ersten Mal. Die Figuren da, welche die beiden Säulen rechts und links tragen." Man wird sowohl im Odenwald , wie auch an der Bergstraße und im Wasgau lange suchen müssen, bis man Zeuge von Dialogen mit derart bemüht-gespreizter Ausdrucksweise werden darf. Aber auch in rein deskriptiven Passagen scheut Beil derart störende Formulierungen nicht: "Sie wurde nun unruhig, die kranke Frau im Rollstuhl, und Jola, welche sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten hatte, machte dem Besucher ein Zeichen, welches aussah wie: Sie will schlafen, sie ist erschöpft."

Schade. Denn an vielen Stellen beweist Beil Sprachgefühl und Sprachwitz, wenn sie wohldosiert pfälzische, kurpfälzische und elsässische Dialektpassagen einstreut. Ganz ohne das fatale Relativpronomen .

Lilo Beil: Das gläserne Glück. Conte. 252 S. 11,90 Euro.

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