Das neue Aushängeschild der EZBEinlagen bei Zentralbank steigen auf ein neues Hoch

Brüssel. Wenn Deutschland und Frankreich sich streiten, ist ein Belgier der ideale Kompromiss. Im Kandidatenkrieg zwischen dem ehemaligen Kanzler-Berater Jörg Asmussen und dem Franzosen Benoit Coeuré um den prestigeträchtigen Posten des Chefvolkswirts zauberte der italienische EZB-Präsident Mario Draghi den Namen Peter Praet hervor

Brüssel. Wenn Deutschland und Frankreich sich streiten, ist ein Belgier der ideale Kompromiss. Im Kandidatenkrieg zwischen dem ehemaligen Kanzler-Berater Jörg Asmussen und dem Franzosen Benoit Coeuré um den prestigeträchtigen Posten des Chefvolkswirts zauberte der italienische EZB-Präsident Mario Draghi den Namen Peter Praet hervor.Praet ist auch ein wenig eine deutsche Lösung: Vor 62 Jahren wurde er im nordrhein-westfälischen Herchen in der Nähe von Siegburg geboren, seine Mutter war Deutsche. Inzwischen nennt er Französisch seine Muttersprache.

Der Belgier tritt kein leichtes Erbe an. Seine beiden Vorgänger - Jürgen Stark und Ottmar Issing - kamen von der Bundesbank. Beide galten als Verfechter möglichst knappen Geldes, um die Inflation nicht in die Höhe zu treiben. Praet steht für die gegenteilige Linie: Bisher vertrat er die Auffassung, man könne auch mal mehr Geld drucken, wenn es der Konjunktur hilft.

Doch darüber wird der frühere Vorstand der belgischen Kommission für das Bank-, Finanz- und Versicherungswesen nicht zu entscheiden haben. Denn der Chefvolkswirt ist an der tagesaktuellen Finanzpolitik nicht beteiligt. Das gehört zum Aufgabenbereich des EZB-Rates, in dem die Notenbank-Chefs der wichtigsten Mitgliedstaaten vertreten sind. Und auch die eigentliche Fachabteilung Volkswirtschaft untersteht einem anderen: Sie leitet der Deutsche Wolfgang Schill als Generaldirektor. Praet wird dennoch mit Stellungnahmen und öffentlichen Auftritten Stimmungen beeinflussen können.

Der Belgier hat eine lange Kariere hinter sich, die nun mit einem EZB-Spitzenjob gekrönt wird. 1980 promovierte er im Fach Wirtschaftswissenschaften an der Freien Universität Brüssel, wo er bis heute Vorlesungen hält. Zuvor war er zwei Jahre lang beim Internationalen Währungsfonds in Washington tätig. Praktische Erfahrungen sammelte er bei den Geldinstituten Générale de Banque und im Hause Fortis, das - allerdings viele Jahre später - in den Strudel der Finanzkrise geriet. Praet war da längst wieder weg, hatte zwischendurch als persönlicher Referent des belgischen Finanzministers gearbeitet, ehe er in den letzten Jahren vor seinem Wechsel zur EZB in der Chefetage der belgischen Notenbank saß.

Führende deutsche Volkswirte lobten die Entscheidung für Praet als "klug und umsichtig". Das allerdings muss sich erst noch zeigen. Denn vor allem der unterlegene deutsche Kandidat wurde keinesfalls aufs Abstellgleis geschoben. Ganz im Gegenteil: Asmussen übernimmt nicht nur die Stellvertretung des EZB-Chefs und sitzt bei europäischen Spitzentreffen neben ihm. Der Kanzler-Intimus ist auch für das Alltagsgeschäft der Euro-Stabilisierung zuständig. Intern wird diese Aufgabe als "Außenminister der EZB" bezeichnet. Damit ist er einflussreicher als er es als Chefökonom je hätte sein können.Frankfurt. Das gegenseitige Misstrauen der Banken in der Eurozone ist so groß wie nie zuvor. In der Nacht auf Mittwoch erreichten die kurzfristigen Einlagen der Kredithäuser bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 453,2 Milliarden Euro einen neuen Höchststand, wie die EZB mitteilte. Die Höhe der Einlagen gilt als Indikator für die Skepsis der Banken untereinander: Sie deponieren ihr Geld lieber zu schlechteren Konditionen bei der Notenbank, als es zu deutlich besseren Zinsen bei Konkurrenten zu lagern.

Vor Weihnachten hatten die Einlagen erstmals die Marke von 400 Milliarden Euro überschritten. afp

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