Das Kühle und das Gefühlige: Nina Perssons Solo-Album

Saarbrücken · Nina Persson, die Stimme der schwedischen Band The Cardigans, legt ihr erstes Album unter eigenem Namen vor: „Animal Heart“ hat neben schönen Pop-Momenten auch manche Untiefen. Morgen kommt Persson zu einem Konzert nach Luxemburg.

Bei den ersten vier Stücken muss man stark sein und die Nerven behalten: Da schlägt einem Nina Persson wie mit einem lauwarmen, flauschigen Waschlappen freundliche Belanglosigkeiten um die Ohren: gestrig klingender Synthie-Pop, vorhersehbarer Balladenschmalz, Klischee-Hymnisches zum Feuerzeugschwenken. Ist das dieselbe Nina Persson, die seit den 90ern als Sängerin der schwedischen Cardigans eleganten, manchmal zucker-, manchmal bittersüßen Pop produziert und mit dem Hit "Lovefool" (aus dem Film "Romeo und Julia") weltweit bekannt wurde? Sie ist es, aber dankenswerterweise sind die restlichen zwei Drittel des Albums stärker als der Beginn.

"Animal Heart" ist nicht die erste CD abseits der Cardigans - zwischendurch erschienen zwei Aufnahmen ihres Projekts A Camp - , aber es ist das erste unter ihrem Namen. Eine Krebserkrankung und den Fast-Bankrott der Band wegen eines windigen Finanzberaters hat die 39-Jährige hinter sich. Ihr Album wirkt aber nicht wie eine große Bilanz oder das Dokument eines Befreiungsschlages; vielmehr bastelt Persson einfach weiter an ihrem Konzept von Popmusik, die ohne zu stören im Radio laufen kann, aber nicht zu glatt ist. Überwiegend funktioniert das auf "Animal Heart", das sich nach schwachem Start berappelt - die poppigen Stücke "Jungle" und "Catch me crying" erfreuen mit unwiderstehlichen Refrains; am gelungensten ist das Album wenn es sich aus einem bewährten Pop-Korsett löst und vergleichsweise ungewöhnlich wird: Die Ballade "The grand destruction game" etwa verbindet sparsame, kühl klingende Keyboards mit gefühligen Country-Gitarren - ein charmanter Kontrast. Der Höhepunkt ist das Albumfinale: die karge, ironisch betitelte Ballade "This is heavy metal". Nur von einem Flügel begleitet, klingt Persson hier so gelöst und gefühlvoll wie selten. Hoffentlich spielt sie das Stück auch bei ihrem morgigen Konzert in Luxemburg.

Nina Persson: Animal Heart (Erschienen bei Lojinx/Alive).

Konzert: Morgen ab 20 Uhr in der Kulturfabrik in Esch.

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